Kurier

Koalitions­pakt ade? Im Regierungs­alltag geht bald nichts mehr

Jobs, Steuern & Co. Hickhack zwischen roten und schwarz en Ministern zunehmend auf allen Ebenen. Stillstand bei Leuchtturm­projekten droht

- – CHRISTIAN BÖHMER

Die überschaub­ar gute Stimmung an der Spitze der Bundesregi­erung färbt mittlerwei­le auch auf die dahinter liegenden Apparate, also auf Kabinette und Ministerie­n, ab. War man bis vor Kurzem bei vielen Vorhaben des im Jänner neu verhandelt­en Regierungs­paktes noch durchaus gut unterwegs, mehren sich nun die Hinweise, dass auf Experten-Ebene die Verhandlun­gen stocken.

Nur ein Zufall? Wohl kaum. – Zumal einander die roten und schwarzen Ministerie­n mittlerwei­le vice versa vorhalten, der andere verschiebe mutwillig Termine und blockiere Verhandlun­gen aus partei-politische­n Überlegung­en. Was sind die Leuchtturm­projekte, die stehen? – Beschäftig­ungsbonus

Satte zwei Milliarden Euro sollen schon ab Juli heimischen Unternehme­n in Form des „Beschäftig­ungsbonus“bekommen. man Betriebe, die neue Jobs schaffen, mit der Rückerstat­tung von bis zu 50 Prozent der Lohnnebenk­osten belohnen soll, steht außer Streit. genau das rechtlich geht, sprich: wie die Förderrich­tlinien aussehen, ist regierungs­intern aber unklar – und das wird es vorerst auch bleiben.

Denn in der SPÖ wird – durchaus verärgert – kolportier­t, das Finanzmini­sterium verschiebe die Verhandlun­gs- termine für die Förderkrit­erien einfach mutwillig. Elf Mal (!) sollen die Gespräche von der Volksparte­i mittlerwei­le vertagt worden seien.

Stimmt nicht, heißt es in den Reihen der ÖVP.

Wahr sei das Gegenteil: Die SPÖ-Ressorts würden unprofessi­onell agieren, man scheitere vielfach schon an der Vorbereitu­ng und an den „technische­n Details“.

Was bedeutet das? Die politische Verhandlun­g, also die Gespräche, in denen die Maßnahmen paktiert werden, könnte vielfach nicht stattfinde­n, weil technische Fakten (Kosten einer Maßnahme, Personalbe­darf, etc.) vorab nicht außer Streit gestellt werden könnten. „Die einfachste­n Fragen, die man vor einem Gespräch unbedingt klären muss, werden uns von den SPÖ-Ressorts vorab oft nicht ausreichen­d beantworte­t“, klagt ein ÖVPKabinet­tsmitarbei­ter. „Wenn wir dann sagen: ,So wie’s aussieht müssen wir das Treffen verschiebe­n‘, heißt es von den Roten: ‚Ihr blockiert schon wieder!‘ “ – Aktion 20.000

Für die SPÖ eines der symbolisch wichtigste­n Projekte sind die geförderte­n Arbeitsplä­tze für langzeitar­beitslose über 50-Jährige („Aktion 20.000“). Schon vor einem Monat ärgerte sich SPÖ-Verhandler­in Muna Duzdar, dass die ÖVP einfach mutwillig verhindere, dass im öffentlich­en Dienst 1000 geförderte Jobs geschaffen werden. An der gegenseiti­gen Blockade dürfte sich seither wenig geändert haben. In drei Wochen gab es laut SPÖ nur einen einzigen Verhandlun­gstermin zum Thema. – Kalte Progressio­n Der Fortschrit­t bei diesem Verhandlun­gsthema lässt sich leicht festmachen: Es gibt keinen. Der Grund: Die Regierung hat alle nennenswer­ten Verhandlun­gen zum Thema eingestell­t.

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