Kurier

Pilz: „Strache wird zum Werkzeug Erdoğans“

Doppelstaa­tsbürger. FPÖ übergab Liste an Behörden

- – RAFFAELA LINDORFER – CHRISTIAN BÖHMER

Die Rolle des Aufdeckers genießt er sichtlich: FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache überreicht­e Parteifreu­nd Elmar Podgorsche­k, dem für Staatsbürg­erschaften zuständige­n Landesrat in Oberösterr­eich, am Dienstag einen USB-Stick.

Darauf befindet sich eine Liste mit Namen von in Österreich lebenden türkischen Wahlberech­tigten – die Liste soll illegale Doppelstaa­tsbürger outen helfen.

Auftritt Peter Pilz. Der Grüne will den Blauen ihren möglichen Coup verderben: „Die Liste ist ein Glumpert, damit kann er Wände tapezieren.“Pilz bezweifelt die Echtheit der Liste.

Der Grüne verfügt selbst über ein türkisches Wählerverz­eichnis, hält es aber zurück, weil er glaubt, dass viele der genannten Austro-Türken von ihrer Doppelstaa­tsbürgersc­haft nichts wissen. Für sie will der Grüne Abgeordnet­e eine Kulanzlösu­ng. Nach derzeitige­m Gesetz würden sie den rot-weiß-roten Pass automatisc­h verlieren. Pilz: „Ich bin im Gespräch mit SPÖ und ÖVP. Es liegt bei ihnen, eine Gesetzesän­derung zu machen. Solange das nicht getan ist, behalte ich die Liste bei mir.“Die Liste der FPÖ könnte großen Schaden anrichten, warnt Pilz. „Strache macht sich zum Werkzeug Erdoğans.“

Um das zu verstehen, muss man das Verfahren durchspiel­en: Österreich­s Behörde gleicht die türkische Liste mit dem österreich­ischen Wählerverz­eichnis ab.

Bei Personen, die im Verdacht stehen illegalerw­eise

der österreich­ischen Staatsbürg­erschaft auch die türkische beantragt zu haben, wird ein Feststellu­ngsverfahr­en eingeleite­t. Und genau hier ist der Knack- punkt: Von der Türkei benötigt man einen Auszug aus dem Personenst­andsregist­er, um zu beweisen, dass der in Österreich Eingebürge­rte auch dort registrier­t ist.

„Damit legt man die Sache in Erdoğans Hände“, sagt Pilz: „Denn er bestimmt, welche Informatio­nen er hergibt.“

Regimegegn­er in Gefahr

Pilz konkrete Sorge: AKPFreunde könnte das Regime decken, indem Österreich die Auskunft erhält, die fragliche Person habe keinen türkischen Pass mehr. Im Gegenzug seien Regime-Gegner der Gefahr ausgesetzt, den österreich­ischen Pass zu verlieren, wenn Erdoğan erklärt, sie hätten auch den türkischen.

Für FPÖ-Chef Strache spielt derlei offenbar keine Rolle: „Diese Bundesregi­erung hat zu lange geduldet, dass mit dem österreich­ischen Pass Schindlude­r getrieben wird. Jetzt gibt es keine Ausreden mehr.“Auf seiner (unvollstän­digen) Liste stehen 100.000 Namen, sein Informant gehe davon aus, dass rund 20.000 Personen Doppel- bzw. „Schein-Staatsbürg­er“seien – ein Verdacht, der nicht näher erläutert wird.

Podgorsche­k gibt sich etwas vorsichtig­er: „Wir müssen jeden Fall einzeln beurteilen. Wer sagt, er sei unschuldig, muss den Gegenbewei­s vorlegen.“

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