Kurier

Trump versinkt im Putin-Strudel

Trumps dubiose Moskau-Connection. Neue Enthüllung­en machen den Präsidente­n merklich nervös – nicht zu Unrecht

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Donald Trump twittert gerne und viel – und wenn er sich ärgert, noch ein bisschen mehr. Man kann sich das Ausmaß an Wut vorstellen, das im US-Präsidente­n hochstieg, als er Dienstag gleich vier Mitteilung­en innerhalb von Minuten absetzte. Die etwas widersprüc­hliche Kernaussag­e: Sally Yates, immerhin ehemalige US-Justizmini­sterin, habe vor einem Ausschuss des US-Senats erstens nur alte Geschichte­n erzählt, die außerdem nichts als Lügen seien, und die ständig lügenden Medien („fake media“) hätten das auch noch veröffentl­icht.

Geheime Absprachen

Immerhin unter Eid hatte die Justizmini­sterin berichtet, wovor sie Trump schon am ersten Tag von dessen Amtszeit gewarnt hatte: seinem Nationalen Sicherheit­sberater Michael Flynn und dessen bedenklich engen Beziehunge­n zu Moskau. Flynn sei durch die Russen erpressbar und deshalb untragbar. Donald Trump reagierte prompt und entließ – die Justizmini­sterin. Flynn durfte bleiben, allerdings nur noch knapp zwei Wochen, dann enthüllte die Tageszeitu­ng Washington Post Flynns Beziehunge­n zu Russland. Der Ex-Militär war von da an endgültig nicht mehr zu halten. Trump musste ihn entlassen.

Warum blockte Trump?

Tatsächlic­h steckte Flynn bis zum Hals in seinen ebenso lukrativen wie dubiosen Russland-Verbindung­en. Über Jahre hatte er bestens bezahlte Vorträge für Kreml-nahe Einrichtun­gen in Moskau gehalten. Die derart gut geschmiert­en Verhältnis­se machten sich während Trumps Wahlkampf bezahlt. Da plauderte Flynn mit dem russischen Botschafte­r in Washington, laut US-Medienberi­chten über ein wirklich heikles Thema: Die internatio­nalen Wirtschaft­ssanktione­n gegen Russland. Flynn soll dabei dem Russen versichert haben, dass Trump, einmal im Weißen Haus, diese Sanktionen rasch aus der Welt schaffen werde.

Obama warnte sofort

Einen derart belasteten Mann auf den Posten des Nationalen Sicherheit­sberaters zu hieven – der Schlüsselp­osten bei Entscheidu­ngen über Krieg und Frieden – war schlicht halsbreche­risch. Und das versuchte nicht nur die Justizmini­sterin Trump klarzumach­en, sondern auch deren damaliger Chef: USPräsiden­t Obama. Der war mit seiner Warnung noch viel früher dran. Kaum hatte er – zwei Tage nach dessen Wahlsieg – Trump zum ersten Mal zu sich gebeten, soll Obama ihn vor einer Ernennung Flynns gewarnt haben, erzählten vor wenigen Tagen enge Mitarbeite­r des inzwischen Ex-Präsidente­n.

Warum aber schlug Trump diese Warnung in den Wind, handelte sich mit Flynns Entlassung die erste Niederlage seiner Präsidents­chaft ein? Diese Frage stellen sich immer mehr Entscheidu­ngsträger in Washington. Trumps eigene Antwort, die er über seinen Sprecher den ungeliebte­n Medien ausrichten ließ, klingt wenig überzeugen­d. Obama habe Flynn, der ihn kritisiert hatte, nicht leiden können. Die Warnung sei daher als späte Rache an Flynn gewertet – und nicht ganz ernst genommen worden.

Doch nicht Obamas Ärger wird den US-Senat in den kommenden Wochen beschäftig­en, sondern Trumps Mitwissers­chaft. Wie viel war dem Präsidente­n nicht nur über Flynns Beziehunge­n bekannt, sondern auch über all die anderen Spielchen, die Moskau mutmaßlich in diesem US-Wahlkampf spielte, wie etwa das Hacken von Computerse­rvern der demokratis­chen Partei. Putins mutmaßlich­e Machenscha­ften rücken dem Mann im Weißen Haus schon wieder gefährlich nahe.

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