Ärger zu Hause, Probleme mit dem Nachbarn
Seoul. Moon Jae-in wird Präsident – Korruption und Konflikt bestimmten seine künftigen Aufgabe
Ein Korruptionsskandal, der das Geflecht zwischen Politik und Wirtschaft aufzeigt. Ein provokanter Nachbar, der nicht auf hören kann, den Stärkeren zu markieren: Auf Südkoreas frischgewählten Präsidenten, Moon Jae-in, wartet eine lange Liste an Aufgaben – das Land wieder einen, den Nachbar in die Schranken weisen, aber nicht zu sehr verärgern.
Der linksliberale Oppositionspolitiker setzte sich laut Hochrechnungen mit 38,5 Prozent der Stimmen gegen seine Kontrahenten durch. Für Moon ist es der zweite Anlauf in Richtung Präsidentenamt: Der frühere Menschenrechtsanwalt trat bereits Ende 2012 gegen die konservative Park Geun Hye an – und verlor. Seine einstige Rivalin wurde aber vor einigen Monaten wegen eines Korruptionsskandals ihres Amtes enthoben. Die Staatsanwaltschaft wirft ihr unter anderem Bestechlichkeit, Nötigung und Machtmissbrauch vor.
Umgang mit Nordkorea
Mit ihrer Stimme für Moon wählten die Südkoreaner aber nicht nur die Konservativen ab – sie entschieden auch indirekt über den künftigen Umgang mit Nordkorea. Und Moon ist ein Befürworter eines aktiven Annäherungskurses zur kommunistischen Führung in Pjöngjang. Zu- letzt hatte sich der Konflikt massiv verschärft: Auf die Raketentest und verbalen Drohungen des Regimes, schickten die USA einen Flugzeugträger in die Region. Mit Zehntausenden in Südkorea stationierten Soldaten zählen die Amerikaner zu den engsten Verbündeten des Landes. Wie Präsident Moon diese Verbindung weiterführen will, ist nicht ganz klar. Er betonte immer wieder, wie wichtig die Allianz mit den USA ist, wolle aber auch eine ausgeglichenere Beziehung zu Washington schaffen.
Neben der Sicherheitspolitik, ging es in der Wahl um wirtschaftspolitische Themen. Die Arbeitslosenquote bei den unter Dreißigjährigen stieg zuletzt auf zehn Prozent. Und der Korruptionsskandal um die Ex-Staatschefin sorgte bei den Menschen für Unmut und Sorge über wachsende Ungleichheit und korrupte Beziehungsgeflechte zwischen den Eliten und mächtigen Großkonzernen.