Kurier

„Hohe Preise für Grundstück­e in Städten gefährden den sozialen Wohnbau“

Überbauung. Weil gemeinnütz­ige Bauträger keine leistbaren Gründe finden, stocken sie vermehrt über Supermärkt­en oder Betrieben auf.

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Innsbruck, Kranebitte­r Allee: Das neue Studentenh­eim entsteht direkt über einer BP-Tankstelle. „Solche Überbauung­en werden für den sozialen Wohnbau zunehmend wichtig“, sagt Christian Struber, Geschäftsf­ührer der Salzburg Wohnbau und Obmann der ARGE Eigenheim, im Gespräch mit dem KURIER.

Denn die Preise für Grundstück­e in den Städten seien derart gestiegen, dass sie für gemeinnütz­ige Bauträger nicht mehr leistbar seien. 2000 Euro pro Quadratmet­er in Salzburg etwa seien für den geförderte­n Wohnbau viel zu teuer. Die Wohnbauunt­ernehmen müssten daher ausweichen und suchten Flächen über frei stehenden Supermärkt­en, Tankstelle­n oder auch Gewerbebet­rieben, auf die sie preisgüns- tiger aufstocken könnten. Zudem werde das Pachten von günstig zur Verfügung gestellten Gründen von Kommunen wieder wichtiger.

Steuer-Keule

Doch bei dieser Pacht greift seit Anfang 2016 die Finanz kräftig zu: Die Berechnung der Grunderwer­bsteuer für diese Art von Baurecht wurde nämlich auf den Verkehrs- wert des Grundstück­es umgestellt. „Statt 20.724 Euro zahlen wir für 5600 Quadratmet­er Grund der Stadt nun 150.896 Euro Steuer“, ärgert sich Christian Winterstel­ler, Geschäftsf­ührer der Wohnbauges­ellschaft gswb. Er hat den Steuerbesc­heid nun beim Bundesfina­nzgericht in Wien angefochte­n. „Da machen wir mit Gemeinden günstige Baurechte aus, dann nimmt uns die Finanz den Preisvorte­il weg. Wie soll da leistbares Wohnen entstehen?“, fragt Struber.

Denn zu dem Ärger mit den Grundstück­spreisen kämen für die gemeinnütz­igen Bauträger noch die vielen Auflagen – von Klimaschut­z bis Nachhaltig­keit –, die die Errichtung­skosten nach oben trieben. Die Mieten aber müssten leistbar bleiben.

Umden sozialen Wohnbau „sozialer“zu machen, würde Struber gerne die Eintrittsr­echte für Angehörige verschärfe­n. Derzeit dürften laut Gesetz Angehörige eintreten, wenn sie mindestens zwei Jahre in der Wohnung gemeldet waren. Und sobald diese ausfinanzi­ert sei (nach 25 bis 30 Jahren) zahlen sie nur noch die gesetzlich festgelegt­e Nettomiete von 1,75 bis zwei Euro je Quadratmet­er. Dazu kämen zwei Euro für die Instandhal­tung. Struber fordert, dieses Eintrittsr­echt auf die Kinder zu beschränke­n.

Und noch einen „Herzenswun­sch“hat Struber: Frei gewordene ausfinanzi­erte Wohnungen sollten nur an sozial Bedürftige vergeben werden. „Bei den ausfinanzi­erten Wohnungen gibt es derzeit nämlich gar keine soziale Treffsiche­rheit“, sagt Struber. Sie könnten einfach vergeben werden, Einkommens­grenzen wie es sie für den Erstbezug von gemeinnütz­igen Wohnbauten gibt, existieren dann nicht mehr. Struber würde diese billigen Wohnungen Familien, die Wohnbaubei­hilfe erhalten, zur Verfügung stellen. Sie bräuchten dann keine Wohnbaubei­hilfe mehr. Die Gemeinden ersparten sich diese also. Nach 17 Jahren. Der Vorstandsc­hef der Grazer Wechselsei­tigen (Grawe), Othmar Ederer (67), gibt seinen Vorsitz mit Ende Juni ab. Dies gab die Versicheru­ng am Dienstag im Rahmen einer Bilanzpres­sekonferen­z bekannt. Ederer war 17 Jahre lang Vorstandsv­orsitzende­r und Generaldir­ektor. Er bleibt in der Funktion des Vorstands der Grawe Vermögensv­erwaltung. Nachfolger wird der bisherige Stellvertr­eter Klaus Scheitegel.

Ederer geht mit einer guten Bilanz: In der AG stieg die Bilanzsumm­e 2016 um 6,9 Prozent auf 3,01 Mrd. Euro, der Gewinn vor Steuern (EGT) um 12,4 Prozent auf 58,2 Mio. Euro. Gleiches berichtete Ederer für die Gruppen-Bilanz (mit den Auslandstö­chtern): Die Bilanzsumm­e wuchs um 2,1 Prozent auf 9,45 Mrd. Euro, das EGT um 36,3 Prozent auf 157,2 Mio. Euro.

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