Kurier

Gelber Touristen-Bim droht die Notbremsun­g

Stadtrechn­ungshof. Hohe Zuschüsse sind nötig. Prüfer empfehlen Einstellun­g, sollte sich die Lage nicht bessern.

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Seit 2009 können Touristen mit der gelben Vienna Ring Tram die Innenstadt umrunden, um bequem die wichtigste­n Sehenswürd­igkeiten der Stadt kennenzule­rnen. Über Kopf hörer erhalten sie Infos über die Prachtbaut­en entlang der Ringstraße.

Ein gut gemeinter Service, der den Wiener Linien allerdings teuer zu stehen kommt. Laut aktuellem Bericht des Stadtrechn­ungshofs mussten die Verkehrsbe­triebe zur Kostendeck­ung seit Inbetriebn­ahme bereits 382.000 Euro zuschießen, weil der Betrieb nicht kostendeck­end war.

Geht es nach den Prüfern, wäre es bald an der Zeit, die Notbremse zu ziehen: „Sollten in den Jahren 2017 bis 2019 keine positiven Deckungsbe­iträge erzielt werden, wäre spätestens im Jahr 2020 der Betrieb einzustell­en“, lautet ihre Empfehlung.

Einsparung­spotenzial gäbe es laut Rechnungsh­of genug – etwa beim Personal. So fährt in jeder der gelben Bims ein Zugbegleit­er mit, der vor der Abfahrt Tickets verkauft, ansonsten während der ganzen Fahrt aber keine weiteren Aufgaben hat. Die Prüfer empfehlen daher, den Verkauf über Automaten abzuwickel­n.

Mehr Passagiere

Man werde diese Empfehlung prüfen, sagt ein Sprecher der Wiener Linien. Grundsätzl­ich bewege sich das Projekt Ring Tram mittlerwei­le in die richtige Richtung, wie die steigenden Fahrgast-Zahlen zeigen würden. 2015 nutzten laut Stadtrechn­ungshof-Bericht rund 90.000 Menschen die Vienna Ring Tram. „Das entspricht einer Auslastung von 50 Prozent. Damit befinden wir uns schon knapp am Zielwert“, sagt der Sprecher. Dieser liegt bei 52 Prozent und könnte bald erreicht werden, wenn sich der Trend fortsetzt. 2012 lag die SitzplatzA­uslastung erst bei 36 Prozent. „Touristisc­he Angebote brauchen Zeit, um sich zu etablieren“, sagt der Sprecher der Wiener Linien.

Ob man den Betrieb tatsächlic­h einstellt, wenn die gelbe Tram weiter rote Zahlen schreibt, lässt man seitens der Verkehrsbe­triebe noch offen.

Kein Thema ist aktuell jedenfalls eine Privatisie­rung der Touristen-Bim. Das fordern die Neos, um „die Vienna Ring Tram wieder auf Vordermann zu bringen“. Eine Privatisie­rung einer Straßenbah­n-Linie sei wesentlich komplexer als etwa jene einer Buslinie, gibt der Sprecher zu Bedenken. So müsste der Fahrer auf alle Fälle von den Wiener Linien ausgebilde­t werden.

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Seit 2009 ist die Vienna Ring Tram mit Touristen unterwegs. Bisher fuhr die gelbe Bim aber nur rote Zahlen ein

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