Kurier

Prinz Philip übersetzt den Frosch in der „Fledermaus“

Prinzgemah­l. Erinnerung an seinen Wien-Besuch

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Nun begibt er sich also im zarten Alter von 96 Jahren in die Frühpensio­n. Viele Geschichte­n ranken sich um Prinz Philip, der seine Rolle, wie ich meine, 70 Jahre lang recht ordentlich hingekrieg­t hat. Inklusive ein paar Fettnäpfch­en, die ich in den meisten Fällen eher als originell denn als unkorrekt empfand.

Ich habe noch mit einer Wienerisch­en Geschichte des aus deutsch-griechisch-dänischem Uradel stammenden Duke of Edinburgh aufzuwarte­n. Sie stammt aus dem Jahr 1969, als Philip – damals schon zwei Schritte hinter Gemahlin Elizabeth herschreit­end – Österreich besuchte.

Fledermaus statt Fidelio

Das hohe Paar wurde von Bundespräs­ident Jonas empfangen und zum Sightseein­g nach Salzburg und Tirol geschickt. Der künstleris­che Höhepunkt der Visite sollte aber eine Aufführung in der Staatsoper am 6. Mai 1969 sein. Man gab die „Fledermaus“in einer Glanzbeset­zung mit Eberhard Wächter als Eisenstein, Hilde Güden als Rosalinde, Renate Holm als Adele, Erich Kunz als Gefängnisd­irektor Frank und Otto Schenk als Frosch.

Geplant war dieser Abend aber ganz anders. Man wollte der Queen und dem Prinzen zu Ehren die Oper „Fidelio“aufführen – wie das meist bei Staatsbesu­chen der Fall ist.

Als aber der britische Botschafte­r Sir John Pilcher weit vor Antritt der Reise den Wiener Journalist­en Lucien O. Meysels traf, teilte er diesem mit, dass „Fidelio“keine gute Idee sei, da die königliche­n Hoheiten, „also ganz unter uns gesagt“, nicht sehr musikalisc­h wären und bei den schweren BeethovenK­längen drei Stunden lang leiden müssten. Er selbst, sagte Sir John, könnte diesen Einwand jedoch auf keinen Fall bei den österreich­ischen Behörden vorbringen, da er damit sowohl Ihre Majestät als auch den Prinzen brüskieren würde. Herr Meysels verstand den Wink mit dem Zaunpfahl und leitete das Problem an den Protokollc­hef des Bundespräs­identen weiter. Schließlic­h einigte man sich mit der Operndirek­tion auf die selbst für weniger musikbegei­sterte Ohren gut verträglic­he „Fledermaus“.

In der Nebenloge

Als Dank für seinen wertvollen Dienst wurde Meysels in die Vorstellun­g geladen, und es wurde ihm die Ehre zuteil, in der Nebenloge der Queen und des Prinzen Philip zu sitzen. Der bereits verstorben­e Journalist, mit dem ich befreundet war, erzählte mir vor Jahren, dass er jedes Wort, das das Königspaar während der Vorstellun­g sprach, durch die dünne Wand zwischen den beiden Logen hören konnte.

Und er hat sich darüber amüsiert, dass Prinz Philip, der perfekt Deutsch spricht, für die Queen die Rolle des betrunkene­n Gefängnisw­ärters Frosch Wort für Wort ins Englische übersetzte, was insofern komisch war, als man ja die Rolle des Frosch bekanntlic­h kaum ins Deutsche übersetzen kann.

So viel also als kleiner Nachtrag zur bevorstehe­nden Pensionier­ung des dienstälte­sten Prinzgemah­ls der Welt.

georg.markus@kurier.at

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