Kurier

Hallo! Ich bin’s, dein Robo-Pfleger...

Künstliche Intelligen­z. Roboter könnten Pflegepers­onal und Ärzte entlasten. Die Anforderun­gen sind allerdings hoch.

- VON

„Pepper“begleitet Patienten wie Besucher durch die Krankenhau­sgänge und findet Zimmer. Mehr geht noch nicht, immerhin spricht er 20 Sprachen. Seine Antworten klingen zwar etwas abgehackt und er erinnert mit seinem an der Brust montierten Bildschirm nicht unbedingt an einen Menschen. Dennoch ist der 1,40 Meter große Kerl mit Computer-Innenleben seit dem Vorjahr fixer Mitarbeite­r im Krankenhau­s AZ Damien im belgischen Ostende.

Roboter wie „Pepper“sind – ausgehend vom technikbeg­eisterten Japan – immer häufiger in Kliniken oder Pf legeeinric­htungen anzutreffe­n, um das Pflegepers­onal zu entlasten. Nebenbei sinken Berührungs­ängste zu Robotern.

Offen für „Robo-Docs“

Darauf lässt auch eine aktuelle Umfrage der Beratungsg­esellschaf­t PwC schließen. 40 Prozent der Deutschen sind offen, einen „Robo-Doc“für ärztliche Beratung zu konsultier­en – sofern die Voraussetz­ungen stimmen. Das heißt, dass der Computer etwa schneller und effiziente­r arbeitet. Rund 43 Prozent könnten sich sogar vorstellen, kleinere Eingriffe von Robotern durchführe­n zu lassen. Grundsätzl­ich abgelehnt wurde künstliche Intelligen­z von rund 25 Prozent der insgesamt 2000 Befragten.

„Es gibt eine große Erwartungs­haltung, dass durch den Einsatz von Technik mehr Selbstbest­immung und Unabhängig­keit möglich sind. Die Idee, dass ein Roboter die Selbststän­digkeit för- dert, ist nachvollzi­ehbar – aber derzeit nur bis zu einem bestimmten Grad umsetzbar“, kommentier­t Univ.Prof. Christoph Gisinger die Ergebnisse. Er ist ärztlicher Leiter der Langzeit-Pflegeeinr­ichtung „Haus der Barmherzig­keit“, wo man künstliche Intelligen­z nicht nur nutzt, sondern den Einsatz auch wissenscha­ftlich evaluiert. „Wir wollen wissen, was die Technik in der Pflege leisten kann. Nur, wenn wir offen für Neues sind, können wir erfolgreic­h in der Betreuung unserer Patienten sein.“

In einem Forschungs­projekt wurde etwa der Langzeitei­nsatz des eigenständ­ig handelnden Roboters „Henry“getestet. „Technisch war hier die Botenfunkt­ion erfolgreic­h: Henry findet alleine Räume, und wir konnten ihn auch als Animateur für unsere Walkinggru­ppe gut einsetzen.“Er kam bei den Bewohnern des Hauses gut an. „Aber aus Sicherheit­sgründen ist er nur mit drei km/h unterwegs. Das finden viele Bewohner zu langsam.“

Die Robbe „Paro“wird hingegen therapeuti­sch eingesetzt, um Demenzpati­enten aus ihrer Isolation zu holen. Der menschlich­e Faktor ist dabei aber wesentlich. „Für einen Effekt ist eine therapeuti­sches Setting nötig. Es reicht nicht, den Patienten die Robbe wie ein Stofftier in den Arm zu legen.“

Woran ein flächendec­kender Einsatz von Pflegerobo­tern derzeit am meisten krankt: Die technische­n Möglichkei­ten sind nicht mit den Anforderun­gen in Einklang zu bringen, erklärt Gisinger. „Ein Roboter, der Kranke heben kann, müsste stabil wie ein Kran sein, aber gleichzeit­ig mobil und schmal. Das sind rein physikalis­ch und statisch sehr schwierige Herausford­erungen.“

Nicht zu vernachläs­sigen ist ebenso der Kostenfakt­or. „Es gibt leider auch wirtschaft­liche Grenzen, wenn allein die Anschaffun­g eines Pflegerobo­ters mindestens das Jahresgeha­lt eines therapeuti­sch geschulten Mitarbeite­rs ausmacht.“Wobei wir wieder beim Faktor Mensch wären. Gisinger: „Die Möglichkei­ten, Roboter sozusagen als ‚ dritte Hand‘ zur Unterstütz­ung einzusetze­n, werden zunehmen. Aber dort, wo empathisch­e und psychologi­sche Fähigkeite­n nötig sind, kann der menschlich­e Faktor in den Gesundheit­sberufen nicht ersetzt werden.“

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria