Eine laute Kellerparty mit Juventus
Champions League. Juventus schlug Monaco 2:1, zog ins Endspiel ein – ganz zur Freude eines Wiener Juve-Fanclubs
Nach einem 2:1 über Monaco kann Buffon endlich die Champions League gewinnen.
In der Wiener Laudongasse erreichte die Kellerparty um 22.38 Uhr ihren Höhepunkt. Juventus hatte soeben AS Monaco nach dem 2:0 aus dem Hinspiel auch in Turin 2:1 besiegt und den Einzug in das Finale der Champions League geschafft. Rund 200 Anhänger des Juventus Club DOC Vienna, der einzige österreichische von Juve offiziell anerkannte Fanclub, lagen sich in den Armen.
David, neben Josef und Rene Fanclub-Gründer und halber Italiener, strahlte über das ganze Gesicht. „Vielleicht kommen wir ja zu Karten für das Finale in Cardiff.“Als Juve-Mitglieder dürfen sie sich berechtigte Hoffnungen machen, immerhin sind sie pro Saison einige Male in Turin, um ihren Helden live auf die Beine zu schauen. Wenn nicht, dann wird wieder im Kollektiv im Lokal Nachbar Daumen gedrückt, geschrien und gezittert. Dort, wo man sich alle Partien von Juventus ansieht.
Es war ein rundum gelungener Abend, der schon um 19.30 Uhr im 8. Wiener Gemeindebezirk begann. Man muss sich ja rechtzeitig aufwärmen, idealerweise bei einem oder zwei Bierlo. Mit geölten Stimmen intonierte man sodann eine Viertelstunde vor Spielbeginn die Juventus-Lieder. Textsicher und in wohlklingendem Italienisch.
Sangeskunst
Als Goalie Buffon zu Beginn unsicher wirkte und bei einem Stangen-Schuss von Monacos Mbappé Glück hatte, wurde er aus Wien aufgemuntert. Die vergebenen Topchancen von Higuain und Mandzukic wurden verzweifelt mit „Ah“und „Oh“verfolgt. Juventus hatte nach anfänglichen Schwierigkeiten die Partie im Griff und konnte die Überlegenheit auch in Tore ummünzen. Zunächst verzückte Mandzukic mit dem 1:0 (33.) die Juve-Fans im Wiener Keller mit ihren schwarz-weiß gestreiften Tri- kots: „Grande Mario!“Ohne Pause wurde gesungen, das Repertoire an Liedern dürfte wohl unerschöpflich sein. Monaco fand durch Mbappé eine weitere Chance vor, einmal musste Juve-Verteidiger Chiellini retten. Einerlei. Knapp vor der Pause wurde das Lokal abermals zum Tollhaus, als Dani Alves mit einem Schuss zum 2:0 traf und somit den Finaleinzug besiegelte. In Wien hielt es Dybala, Marchisio, Pirlo und Buffon hielt nicht mehr auf ihren Sitzen.
Durchatmen, kurz wieder mit Bierlo auf die Laudonstraße gehen und Luft schnappen für die zweite Hälfte.
Emozione
Denn es wurde leidenschaftlich weiter gesungen, sogar mit Einpeitscher, der für zusätzliche Stimmung sorgte. Zu ebener Erde ging es im Lokal ruhiger zu. Auf beiden Ebenen leise wurde es aller- dings, als Youngster Mbappé Oldie Buffon bezwang und das 1:2 für Monaco erzielte (69.). Es war ein Duell mit dem größten Altersunterschied zwischen Torschütze und Tormann in einer K.o.Phase der Champions League: 20,9 Jahre oder 7261 Tage.
Jubel & Trubel
Wie waschechte Italiener regten sich die Wiener JuveFans auf, als Glik mit einem hinterfotzigen Tritt Higuain verletzte. Es wurden sogar Verwünschungen ausgesprochen. Trotz der auf kommenden Hektik im Finish des Spiels hatte Juventus alles im Griff und brachte mit Routine den Sieg über die Zeit.
Juventus steht somit wieder nach 2003 und 2015 und insgesamt zum sechsten Mal in einem Finale der Champions League. Für Gigi Buffon wird es vielleicht die letzte Chance, die noch in sei- ner Karriere fehlende Trophäe zu gewinnen. Der Finalgegner wird höchst aller Voraussicht nach Real Madrid heißen.
In der Laudongasse ging man knapp vor 23 Uhr in die dritte Halbzeit, die bekanntlich besonders an den Kräften zehrt. Allerdings mit gemäßigter Lautstärke beim Jubel, denn die Nachbarn des Nachbar sollen besonders hellhörig sein.