Kurier

Eine laute Kellerpart­y mit Juventus

Champions League. Juventus schlug Monaco 2:1, zog ins Endspiel ein – ganz zur Freude eines Wiener Juve-Fanclubs

- VON ALEXANDER STRECHA

Nach einem 2:1 über Monaco kann Buffon endlich die Champions League gewinnen.

In der Wiener Laudongass­e erreichte die Kellerpart­y um 22.38 Uhr ihren Höhepunkt. Juventus hatte soeben AS Monaco nach dem 2:0 aus dem Hinspiel auch in Turin 2:1 besiegt und den Einzug in das Finale der Champions League geschafft. Rund 200 Anhänger des Juventus Club DOC Vienna, der einzige österreich­ische von Juve offiziell anerkannte Fanclub, lagen sich in den Armen.

David, neben Josef und Rene Fanclub-Gründer und halber Italiener, strahlte über das ganze Gesicht. „Vielleicht kommen wir ja zu Karten für das Finale in Cardiff.“Als Juve-Mitglieder dürfen sie sich berechtigt­e Hoffnungen machen, immerhin sind sie pro Saison einige Male in Turin, um ihren Helden live auf die Beine zu schauen. Wenn nicht, dann wird wieder im Kollektiv im Lokal Nachbar Daumen gedrückt, geschrien und gezittert. Dort, wo man sich alle Partien von Juventus ansieht.

Es war ein rundum gelungener Abend, der schon um 19.30 Uhr im 8. Wiener Gemeindebe­zirk begann. Man muss sich ja rechtzeiti­g aufwärmen, idealerwei­se bei einem oder zwei Bierlo. Mit geölten Stimmen intonierte man sodann eine Viertelstu­nde vor Spielbegin­n die Juventus-Lieder. Textsicher und in wohlklinge­ndem Italienisc­h.

Sangeskuns­t

Als Goalie Buffon zu Beginn unsicher wirkte und bei einem Stangen-Schuss von Monacos Mbappé Glück hatte, wurde er aus Wien aufgemunte­rt. Die vergebenen Topchancen von Higuain und Mandzukic wurden verzweifel­t mit „Ah“und „Oh“verfolgt. Juventus hatte nach anfänglich­en Schwierigk­eiten die Partie im Griff und konnte die Überlegenh­eit auch in Tore ummünzen. Zunächst verzückte Mandzukic mit dem 1:0 (33.) die Juve-Fans im Wiener Keller mit ihren schwarz-weiß gestreifte­n Tri- kots: „Grande Mario!“Ohne Pause wurde gesungen, das Repertoire an Liedern dürfte wohl unerschöpf­lich sein. Monaco fand durch Mbappé eine weitere Chance vor, einmal musste Juve-Verteidige­r Chiellini retten. Einerlei. Knapp vor der Pause wurde das Lokal abermals zum Tollhaus, als Dani Alves mit einem Schuss zum 2:0 traf und somit den Finaleinzu­g besiegelte. In Wien hielt es Dybala, Marchisio, Pirlo und Buffon hielt nicht mehr auf ihren Sitzen.

Durchatmen, kurz wieder mit Bierlo auf die Laudonstra­ße gehen und Luft schnappen für die zweite Hälfte.

Emozione

Denn es wurde leidenscha­ftlich weiter gesungen, sogar mit Einpeitsch­er, der für zusätzlich­e Stimmung sorgte. Zu ebener Erde ging es im Lokal ruhiger zu. Auf beiden Ebenen leise wurde es aller- dings, als Youngster Mbappé Oldie Buffon bezwang und das 1:2 für Monaco erzielte (69.). Es war ein Duell mit dem größten Altersunte­rschied zwischen Torschütze und Tormann in einer K.o.Phase der Champions League: 20,9 Jahre oder 7261 Tage.

Jubel & Trubel

Wie waschechte Italiener regten sich die Wiener JuveFans auf, als Glik mit einem hinterfotz­igen Tritt Higuain verletzte. Es wurden sogar Verwünschu­ngen ausgesproc­hen. Trotz der auf kommenden Hektik im Finish des Spiels hatte Juventus alles im Griff und brachte mit Routine den Sieg über die Zeit.

Juventus steht somit wieder nach 2003 und 2015 und insgesamt zum sechsten Mal in einem Finale der Champions League. Für Gigi Buffon wird es vielleicht die letzte Chance, die noch in sei- ner Karriere fehlende Trophäe zu gewinnen. Der Finalgegne­r wird höchst aller Voraussich­t nach Real Madrid heißen.

In der Laudongass­e ging man knapp vor 23 Uhr in die dritte Halbzeit, die bekanntlic­h besonders an den Kräften zehrt. Allerdings mit gemäßigter Lautstärke beim Jubel, denn die Nachbarn des Nachbar sollen besonders hellhörig sein.

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 ??  ?? Turiner Jubel: Juventus gewann auch das zweite Spiel gegen Monaco und steht im Endspiel
Turiner Jubel: Juventus gewann auch das zweite Spiel gegen Monaco und steht im Endspiel
 ??  ?? Wiener Jubel: Beim Besuch bei der Alten Dame ging man in den Keller lachen und feiern. David, Rene und Josef sind die Gründer des Juventus Club DOC Vienna
Wiener Jubel: Beim Besuch bei der Alten Dame ging man in den Keller lachen und feiern. David, Rene und Josef sind die Gründer des Juventus Club DOC Vienna
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