Wie Netanjahu Israels Medien
Öffentlich-rechtlicher Sender abgedreht. Premier mischt überall mit – auch auf
Israels TV-Nachrichten Mabat HaChadda
endeten in der Nacht zum Mittwoch nach 49 Jahren. Der „Nachrichtenblick“machte noch auf mit dem Rauswurf von FBIChef James Comey. Dann wurde die Sendung selbst zum Hauptthema: Unter Tränen und mit stockender Stimme verlas die Moderatorin Geula Even die Mitteilung, dass dies der letzte öffentlich-rechtliche „Blick auf die Nachrichten“sei. Oder war. Schluss. Aus. „Würdelos und entwürdigend“, fand das dann Benjamin Netanjahu, der selbst hinter der Schließung steht, nachdem der einsetzende Kritikhagel nicht mehr auf hören wollte.
Dabei treibt der Premier seit vier Jahren seine „Medienreform“durch die Parlamentsausschüsse. Erst war von „Reform“des öffentlich-rechtlichen Senders die Rede, dann von „Schließung und Neugründung“.
In die neuen Privatsender brachte er per Einschleusung genehmer Funktionäre in die Medienaufsicht in Regierungskonformität. „Ich will alle Mitarbeiter unter meiner Kontrolle wissen“, erklärte Kulturministerin Miri Regev brutal aber überraschend ehrlich.
Den Zeitungsmarkt mischte der Premier mit Hilfe des befreundeten US-Milliardärs Sheldon Adelson auf, der das Gratis-Blatt HaYom ( Heute) auf den dicht besetzten Markt warf. Maariv, eine der führenden Zeitungen, musste schließen. Yedioth verlor die Marktführung an HaYom und ihr Herausgeber steht unter Verdacht, im letzten Wahlkampf mit dem Premier gemauschelt zu haben. Nach Außen wurde Todfeindschaft gespielt. Ins Blatt kam nur Kritik an Likud-Leuten, die Netanjahu nicht will. Letzte Woche warf der Chefredakteur das Handtuch: „Zu viele Anrufe aus dem Amt des Premiers“, hieß es.