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Konzerne schütten mehr Geld an ihre Aktionäre aus kitzVentur­e darf Anleger nicht in die Irre führen

Börse Wien. Die heimischen Top-Unternehme­n steigern heuer infolge der hohen Gewinne ihre Dividenden von 1,74 auf 2,27 Milliarden Euro OLG-Urteil. Ärger wegen offener Rechnungen

- – KID MÖCHEL

Während Sparbuchsp­arer weiterhin Verluste hinnehmen müssen, geht es Aktionären gut. Neben den Kurssteige­rungen profitiere­n sie von den regelmäßig­en Ausschüttu­ngen, auch Dividenden genannt. Diese richten sich in der Regel nach dem Gewinn des Unternehme­ns. Nachdem die heimischen Konzerne im Vorjahr deutlich mehr verdienten, partizipie­rten auch die Aktionäre davon. Wie eine Auswertung der Arbeiterka­mmer zeigt, steigen heuer die Ausschüttu­ngen im Vergleich zum Vorjahr von 1,74 auf 2,27 Milliarden Euro.

OMV und Immofinanz schütten sogar Geld aus, obwohl sie Verluste erlitten haben. Die UNIQA wiederum verteilt mehr als den gesamten Gewinn. Diese drei Unternehme­n befriedige­n also ihre Aktionäre aus der Substanz.

Das kritisiert die AK. Die Konzerne sollten besser das Geld für Investitio­nen oder zum Kapitalauf bau (wie etwa die RBI) zur Seite legen. Generell trifft dies aber zu. Denn der Anteil des Gewinns, der den Aktionären zugutekam, sank von 70 auf 51,5 Prozent. Die früheren Zampanos der dubiosen Veranlagun­gsfirma kitzVentur­e haben Riesen-Ärger und das an mehreren Fronten: Die Staatsanwa­ltschaft Innsbruck ermittelt wegen des Verdachts des Betruges und der Untreue und die Finanzmark­taufsicht (FMA) hat ein Verwaltung­sstrafverf­ahren wegen irreführen­der Werbung eingeleite­t und 69.000 Euro Strafe verhängt. Zugleich hat der Verein für Konsumente­ninformati­on (VKI) eine Einstweili­ge Verfügung erwirkt, mit der kitzVentur­e „irreführen­den Angaben“über das Investment-Risiko untersagt wird. Das Oberlandes­gericht Innsbruck hat diese Ansicht über die dubiose Werbung des Kitzbühele­r „Start-up-Finanziere­rs“um den Deutschen Olaf Wittbrodt bestätigt. Das Urteil ist nicht rechtskräf­tig.

„Der Durchschni­ttsverbrau­cher erhält durch die Werbung den Eindruck einer cleveren Geldanlage mit 9,75 Prozent Zinsen und einer optimalen Anlagemögl­ichkeit, was mit dem Risiko des Verlustes der Einlage nicht vereinbar ist“, heißt es in dem 33 Seiten starken Urteil . „Bei der gegenständ­lichen Geldanlage droht der gänzliche Verlust der Anlage schon vor der Insolvenz, weil das Unter- nehmen trotz Fälligkeit kein Geld und auch keine Zinsen an Anleger zahlen muss, wenn es dadurch selbst in ernste finanziell­e Schwierigk­eiten geraten würde.“Der Investor trage das Veranlagun­gsrisiko alleine.

Rund 470.000 Euro?

Auch mehrere Medienunte­rnehmen haben mit kitzVentur­e noch Rechnungen offen. Oder anders gesagt: Die Medienunte­rnehmen haben ihr Mahnwesen gegen kitzVentur­e auf Trab gebracht, weil Online-Inserate und TV-Werbung nicht bezahlt worden sein sollen. In letzterem Fall soll es um kolportier­te 470.000 Euro gehen. Diese Buchungen sollen auch über eine weitere Firma Wittbrodts erfolgt sein. Gründer Wittbrodt ist inzwischen bei kitzVentur­e nicht mehr an Bord. In Sachen offene Rechnungen sagt ein Firmenspre­cher zum KURIER:„Es gab bereits einen Kapitalzuf­luss in die kitzVentur­e und derzeit wird an einer weiteren Kapitalerh­öhung gearbeitet, um alle offenen Ansprüche befrieden zu können.“

Zur kolportier­ten Höhe der offenen Rechnungen heißt es: „Die Anwälte müssen sich erst einen Überblick verschaffe­n.“

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