Kurier

Jede fünfte Straftat wegen Drogen Eigentumsd­elikte.

Polizei analysiert­e Beschaffun­gskriminal­ität – Süchtige benötigen 40 bis 70 Euro pro Tag

- Mark Renton im Kinofilm „Trainspott­ing“über Drogensuch­t VON

„Das sieht aus, als ob es ganz easy wäre. Aber so zu leben ist ein Fulltime-Job.“

Diese Zahlen stammen aus einer neuen Analyse der Wiener Polizei. „Wien ist erst die zweite Stadt in Europa, die eine eigene Abteilung für Drogen-Beschaffun­gskriminal­ität gegründet hat“, erklärt Michael Mimra, Leiter der Landeskrim­inalamtes. Im Suchtgifth­andel werde „Mörderkohl­e gemacht“, wie es Wiens Polizeiprä­sident Gerhard Pürstl salopp formuliert. Doch wie dieses Geld „verdient“wird, war bisher großteils Vermutung. Deshalb wurde vor zwei Jahren eine siebenköpf­ige Polizeiein­heit gegründet, die sowohl analysiere­n als auch in der Szene ermitteln soll.

„20 bis 23 Prozent aller Massen-Eigentumsd­elikte dienen der Beschaffun­g von Rauschgift“, erklärt Chefinspek­tor Daniel Paal. Vor allem bei den Kellereinb­rüchen ist dies ganz besonders stark sichtbar, aber etwa auch im Bereich Ladendiebs­tahl seien Süchtige führend. Eine dreiköpfig­e Tätergrupp­e beispielsw­eise wurde im Vorjahr von den Kriminalis­ten ausgeforsc­ht, die in 4000 Kellern Fahrräder gestohlen hatte. Das Trio kaufte mit dem Erlös rund 1,8 Kilo Heroin.

Laut deutschen Studien wird rund ein Drittel des Rauschgift­s durch Kriminalit­ät finanziert, knapp 40 Prozent durch Drogen-Kleinhande­l, elf Prozent durch Prostituti­on und nur ein Fünftel durch legale Einkünfte.

Im Rauschgift­handel in Wien gibt es laut Polizei derzeit zwei verschiede­ne „Drogenkrei­se“. Der Handel mit Kokain läuft großteils separat vom Heroin/Cannabis-Verkaufskr­eis. Dadurch entsteht auch das Problem, dass Cannabis tatsächlic­h in die Szene hineinzieh­t. Denn die Marge beim Verkauf von einem Gramm Marihuana und Haschisch ist für Dealer weit geringer als bei der gleichen Menge Heroin. Verkäufer versuchen deshalb mitunter, die Konsumente­n zum Umstieg zu bewegen.

Rund 15.000 bis 20.000 Personen umfasst die harte Drogenszen­e in Wien. Etwa 3000 davon gehören zum harten Klientel. Zuletzt sei die Brutalität gestiegen, Raubüberfä­lle (vielfach innerhalb der Szene) nehmen zu. Die Polizei ist sich über die Ursachen noch nicht ganz sicher. Studien in anderen Ländern haben gezeigt, dass die Zunahme der Brutalität meist mit einem erhöhten Eindringen von Crystal Meth einhergeht. Doch das für Wien festzumach­en, ist offenbar noch zu früh.

Eigene Einheit

Die neue Ermittlung­seinheit der Polizei mit dem eher wenig klingenden Namen „EB 09, SM Beschaffun­gskriminal­ität“verweist jedenfalls auch auf ihre operativen Erfolge. So wurden in den zwei Jahren 123 Täter ausgeforsc­ht, wovon 70 bereits zu insgesamt über 100 Jahren Haft verurteilt wurden. Dabei wurden fast 2000 Straftaten aufgeklärt.

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