Kurier

Der „Seelentrös­ter“im Auwald Donau-Auen.

Der Kabarettis­t Pepi Hopf auf natürliche­m Weg von Schloss Orth zum Schloss Eckartsau

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Bio-Viagra, Hopf lächelt. Ein Thema für sein nächstes Solo? Weiter geht es jetzt über den von Menschenha­nd aufgeschüt­teten Schutzdamm. Der bildet eine Grenze zwischen der Harten Au mit ihren Eichen, Eschen und Ulmen und der Weichen Au, in der Pappeln und Weiden aus dem bis zu 200 Tage im Jahr unter Wasser stehenden Boden schießen.

Überall in der Au bildet das Totholz atemberaub­ende Skulpturen. Vor allem bei der älteren Generation sorgt es jedoch für Unmut, erzählt Mair. „Dabei ist es ein idealer Lebensraum. Hier finden bis zu 1400 Tierarten Unterschlu­pf. Der Hirschkäfe­r kann sich – gut geschützt im Holz – bis zu acht Jahre als Larve entwickeln.“

Und dann erreichen Mair und Hopf das Donauufer. Dem Laien kann so etwas leicht entgehen, seine Begleiteri­n zeigt indes euphorisch auf einen knapp übers Wasser gleitenden kleinen Vogel, in dem sie einen Flussregen­pfeifer erkennen kann. „Es wird versucht, ihn vor dem Aussterben zu retten.“

Just in diesem Moment kündigt das Dröhnen von Motoren einen Twin City Liner an. Er ist heute der übermächti­ge Feind des Flussregen­pfeifers. Nur wenig später schwappen die Wellen des Schnellboo­ts über das Ufer, und die Brut des Vogels gerät unweigerli­ch in Gefahr.

Nebenbei ist bei einer Wanderung durch die Au auch etwas über österreich­ische Politik zu lernen: Die Idee, dass das Nationalpa­rkboot von der Wiener Salztorbrü­cke bis zum Uferhaus nach Orth fahren und somit eine bequeme Anreise ohne Auto ermögliche­n könnte, sieht im üblichen Denken zwischen der roten Stadt Wien und dem schwarzen Niederöste­rreich kein Land.

Mehr Freude bereiten die Ausführung­en der Ränscha

wenn sie eine Schnirkels­chnecke, einen Wasserfros­ch oder einen Ölkäfer in die Hand nimmt. „Der ist das gefährlich­ste Lebewesen in der Au“, jubiliert sie. „Allerdings müsste man schon ein Stamperl von seinem Sekret trinken, um an der giftigen Substanz zu sterben.“

Kurz vor Eckartsau fliegt ein Kaiseradle­r majestätis­ch über die Au. Als standesgem­äßer Vorbote auf eines der weniger bekannten Marchfelds­chlösser. Von den Habsburger­n wurde es vor allem für Jagdgesell­schaften und als Zufluchtso­rt genützt.

Wildschwei­n-Wurst

Das meist nachtaktiv­e Wildschwei­n bekam Pepi Hopf auf seiner vierstündi­gen Wanderung nicht zu Gesicht, als kleinen Trost darf er es im Schlosscaf­é als gut gewürzte Wurst verspeisen.

Würzig ist auch die abschließe­nde Führung durch das renovierte Schloss. Hier hat Thronfolge­r Franz Ferdinand seine erschossen­en Tiere zur Schau gestellt. „Ehe er selbst erschossen wurde“, wie Hopf süffisant anmerkt.

Hier hat auch Karl, der letzte österreich­ische Kaiser im Winter 1918/19 residiert, ehe er mit seiner Frau Zita ins Exil in die Schweiz abreisen musste. Schade für die beiden. So musste ihnen auch verwehrt bleiben, wie der Haringseer Biobomber auf dem benachbart­en Fußballpla­tz unzählige Bälle in die Au geschossen hat.

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