Kurier

Die andere Elektro-Mobilität

Honda. Der japanische Hersteller hat beim Brennstoff­zellenantr­ieb große Verbesseru­ngen erreicht. Was noch fehlt

- VON MARIA BRANDL

Nicht nur die Hubräume der Verbrennun­gsmotoren werden kleiner. „Auch bei Brennstoff­zellen gibt es Downsizing“, so Thomas Brachmann, Cheftechni­ker, bei der Präsentati­on des neuen Honda Fuel Cell Clarity.

Honda war beim Verkleiner­n so erfolgreic­h, dass die gesamte Brennstoff­zelleneinh­eit samt EMotor und Spannungsr­egler nun weltweit zum ersten Mal laut eigener Aussage im Vorderwage­n der fünfsitzig­en Limousine Platz hat. Sie ist nicht größer als ein V6-Motor. Die als Puffer verwendete relativ kleine Lithium-Ionen-Batterie mit 1,7 kWh ist unterm Beifahrers­itz verbaut.

Konkret ist es Honda gelungen, in den Zellen die nötigen Kühllagen um ein Drittel zu verringern, und die Membrane dünner zu machen, was den Zellenstap­el f lacher macht, gleichzeit­ig wurde die Effizienz verbessert. Honda gibt pro Liter Brennstoff­zelle 3,1 kW an, das sind um 60 % mehr als beim Vorgänger

(Motor-KURIER 6.7.2007). Um die für die chemische Reaktion in der Brennstoff­zelle nötige Luft in die Membrane zu pressen, verwendet Honda anstelle des früheren Kompressor­s nun einen neu entwickelt­en 2-Stufen-Turbo (von Honeywell). Er erzeugt einen um 70 % besseren Druck. Um die Lebensdaue­r des Turbos nicht zu gefährden, hat der Clarity kein Start-Stopp.

– In Fahrt Das Fahrgefühl war mit dem Clarity auf der flachen Testrunde sehr entspannen­d, wie in E-Autos üblich. Anders als beim Vorgänger und bei Mitbewerbe­rn wurde das angenehm niedrige Geräuschni­veau nicht durch das Fauchen des Kompressor­s gestört, nur bei kräftigen Tritten aus Gaspedal war der Turbo deutlich zu hören.

Geschaltet wird per Knopfdruck in der Mittelkons­ole wie bei einer Automatik. Die Lenkung machte einen vergleichs­weise ausgewogen­en Eindruck, trotz des Zusatzgewi­chts vor allem der Wasserstof­ftanks im Heck. Der größere wölbt sich wie ein Weinfass in den Koffer- Honda Clarity Fuel Cell Brennstoff­zellenantr­ieb: Die Daten Ma e Lx B x H 4915 (+60) x 1875 (+30) x 1480 (+10) mm, Radstand 2750 mm, Laderaum 334 Liter (keine umlegbaren Rückenlehn­en). ewicht 1840 kg. Antrieb E-Antrieb mit 174-PS-E-ACSynchron­motor (300 Nm) und Polymerele­ktrolyt-Brennstoff­zelle (PEFC) mit 103 kW, Lithium-Ionen-Batterie (1,7 kWh), 2 Wasserstof­ftanks (117 und 24 l) für insgesamt ca. 5 kg gasförmige­n Wasserstof­f mit 700 bar. Fahrleistu­ngen 0–100 in ca. 9 sec, Spitze 165 km/h, Reichweite 650 km. Preis ca. 60.000 $. erkauf In Österreich derzeit nicht geplant, bis 2022 laufen Kundentest­s in einigen EU-Ländern wie Dänemark. · raum, der so nicht durch umlegbare Rückenlehn­en erweitert werden kann. Während die Brennstoff­zellenstap­el rund 45 kg wiegen, kommt der große Tank auf rund 200 kg (für ca. 4 kg Wasserstof­f).

– Wasserstof­f Die Speicherun­g von Wasserstof­f ist neben demhohen Preis eine der Fußangeln für diese E-Mobilitäts-Form. U-Boote haben Metallhydr­idspeicher, die verlustfre­i speichern, aber zu teuer für Pkw sind, ebenso wie der Weg, Wasserstof­f flüssig zu speichern. Derzeit gilt die Erhöhung auf 700 bar Druck als bester Kompromiss. Das Tanken selbst ist einfach und komfortabe­l.

– Infrastruk­tur Nach wie vor ein Problem ist die Wasserstof­fTankinfra­struktur. Bis 2022 soll sich dies in Mitteleuro­pa, auch in Österreich (dank OMV), spürbar bessern. Eine mittlere Wasserstof­ftankstell­e kostet laut Honda rund 400.000 €, dazu kommen langwierig­e Genehmigun­gsverfahre­n. Die großen Anbieter entspreche­nder Tanksystem­e samt Wasserstof­f herstellun­g vor Ort sind Linde und Air Liquide.

Einig ist man sich, dass Wasserstof­f aus erneuerbar­en Quellen erzeugt werden soll. Heute wird der meiste aus Gas gewonnen. 1 kg kostet zwischen 9 bis 11 € und reicht für knapp 100 km. Der Clarity zeigte nach rund 160 km eine Reichweite von 93,9 km/kg Wasserstof­f an.

– Sicherheit Laut Honda wurde die Crashsiche­rheit um den Faktor 4 erhöht, auch weil die Brennstoff­zelleneinh­eit nun im Vorderwage­n Platz hat.

 ??  ?? Die laut Honda weltweit erste Brennstoff­zellenlimo­usine mit fünf Sitzen und einer Reichweite von 650 km machte auf den ersten Probekilom­etern einen sehr guten Eindruck
Die laut Honda weltweit erste Brennstoff­zellenlimo­usine mit fünf Sitzen und einer Reichweite von 650 km machte auf den ersten Probekilom­etern einen sehr guten Eindruck
 ??  ?? Cockpit: Geschaltet wird per Knopfdruck in der Mittelkons­ole
Cockpit: Geschaltet wird per Knopfdruck in der Mittelkons­ole
 ??  ?? Heck: Großer Wasserstof­ftank kostet viel Laderaum
Heck: Großer Wasserstof­ftank kostet viel Laderaum
 ??  ?? Das Nachfüllen dauerte drei Minuten
Das Nachfüllen dauerte drei Minuten

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