Thiem siegt und fordert Nadal
Der Niederösterreicher bekommt es heute in Rom mit dem besten Sandplatzspieler zu tun.
Wenn man in den vergangenen Jahren die Bilder der Sieger im Foro Italico aufgehängt hat, brauchte man nicht zwangsläufig die alten Helden von der Wand nehmen: Die Siegerliste auf Roms größter Tennis-Anlage war zuletzt recht überschaubar. 2016 siegte Andy Murray, von 2005 bis 2015 gab es nur zwei verschiedene Gewinner: Rafael Nadal triumphierte sieben Mal beim Sandplatz-Klassiker, Novak Djokovic vier Mal. Das ATP-1000Turnier, das Thomas Muster auch drei Mal für sich entscheiden konnte (1990, 1995 und 1996), ist für die meisten Stars die letzte (hochklassige) Generalprobe vor den French Open in Paris, die am Sonntag nächster Woche beginnen.
Der absolute Topfavorit heißt Rafael Nadal. Der Spanier hat heuer – seinen gestrigen Achtelfinalsieg gegen den US-Mann Jack Sock (6:3, 6:4) eingeschlossen – noch kein Match verloren, er stand 17-mal auf dem Platz und gewann ebenso oft, ein einziger Satz ging verloren. Erinnerungen werden wach, von 2005 bis 2007 hatte der Ballermann aus Mallorca 81 Spiele in Folge auf Sand gewonnen.
Nadal spielt nach zwei nicht ganz so erfolgreichen Sand-Saisonen die Rolle des „Phoenix auf der Asche“(Deutsche sagen Asche statt Sand,
Anm.). Ob er sich auch in der Favoritenrolle in Paris sieht und wer seine schärfsten Konkurrenten sind, wollte er in Rom nicht preisgeben. „Ich hoffe, dass ich gesund und fit bleibe, das ist das Wichtigste.“
Der Herausforderer
Der bald 31-Jährige weiß, wovon er erzählt: 2016 konnte er bei den French Open wegen einer Handgelenksverletzung nicht zu seiner Drittrunden-Partie gegen seinen Landsmann Marcel Granollers antreten, der dann Dominic Thiem unterlag.
Und ebendieser wird auch heute (nicht vor 16 Uhr, live Sky Sport 1) erneut sein Herausforderer. In Finale von Barcelona hatte Nadal leichtes Spiel, im Finale von Madrid bot Österreichs JungStar dem besten SandplatzSpieler der Geschichte ein offenes, sehenwertes Match.
Und Thiem beweist mit jungen 23 Jahren mittlerweile auch in engen Situationen Routine. Wehrte Österreichs Topmann vergangene Woche gegen den Bulgaren Grigor Dimitrow fünf Matchbälle ab, so waren es gestern beim 3:6-6:3-7:6-Achtelfinalsieg gegen US-Mann Sam Querrey drei. „Wahninnsbälle hat er gespielt, dazwischen Wahnsinnsfehler. Aber immer den längeren Atem. Das nennt man Belastungsverträglichkeit“, sagt sein Trainer Günter Bresnik nach zwei harten Wochen.
Abgehakt. Jetzt wartet das nächste Duell mit Nadal. „Es ist eine unschätzbare Erfahrung, drei Mal in so kurzer Zeit gegen Nadal zu spie- len“, sagt Thiem. Chancen: Nadal ist der Favorit, „aber ich gehe in kein Spiel, in dem ich keine Chancen habe“, sagt der Niederösterreicher.
Schwache Topleute
Nadal, Thiem, Rafael und Dominic. Doch wo sind die beiden Herren, die die Weltrangliste anführen? Sie sind heuer vor allem auf Sand nicht außer Rand und Band: Der seit Montag 30-jährige Schotte Andy Murray hat nach einer langen Saison im Vorjahr eine Woche länger Urlaub gemacht und war dann auch noch länger krank.
Dem Serben Novak Djokovic, der sich zuletzt von seinem Trainerteam trennte und vorerst von Guru Pepe Imaz und seinem jüngeren Bruder Marko „betreut“wird, wird Motivationsmangel nachgesagt. Im März sagte er: „Tennis ist nicht mehr die Nummer eins für mich.“Im inoffiziellen Jahresrace führt Nadal vor Roger Federer und Thiem. Murray und Djokovic? Nicht einmal Top Ten.