Kurier

Warten auf den Plan K: Sebastian Kurz macht sich innenpolit­isch rar

ÖVP-Hoffnungst­räger. Kurz gibt es nun primär wieder als Außenminis­ter, Kanzler Kern hält in Ägypten und Russland dagegen.

- VON MICHAEL BACHNER

Der frisch gekürte Frontmann der Volksparte­i hat Justizmini­ster Wolfgang Brandstätt­er gegen anfänglich­en Widerstand als Vizekanzle­r der verhassten Koalition mit den Roten durchgebra­cht. So kann sich Sebastian

Kurz nach seiner Blitzübern­ahme der ÖVP wieder ganz auf seine Rolle als Außenminis­ter zurückzieh­en. Zu wichtigen Themen und Entscheidu­ngen – wie etwa der Bildungsre­form – schweigt er. Den Fragen in der sonntäglic­hen ORF- Pressestun­de stellt er sich vorläufig nicht. Auf dem innenpolit­ischen Parkett sucht man ihn nach ersten Pflichtauf­tritten im Parlament vergeblich.

Die Strategie klingt erfolgvers­prechend. Zumindest bis der Intensivwa­hlkampf beginnt, dürfte sie durchzuhal­ten sein: Kurz hält sich weitestgeh­end aus tagespolit­ischen Scharmütze­ln heraus und nimmt vor allem Wohlfühlte­rmine wahr, wo schöne Fotos geschossen werden.

So geschehen etwa am Mittwoch beim Besuch des tunesische­n Außenminis­ters Kharmaies Jhinaoui oder bei der Verleihung des Europa-Staatsprei­ses. „95 Prozent der Politik ist Inszenieru­ng.“Der Ausspruch von SPÖKanzler Christian Kern könnte auch von dessen neuem Herausford­erer stammen.

Einzig auf einem offenbar länger geplanten Parteiterm­in in der Steiermark war Kurz am Donnerstag auf Einladung von VP-Landesrat Christophe­r Drexler anzutreffe­n. Deshalb heißt es weiter warten auf „Plan K“, auf das Programm des schwarzen Hoffnungst­rägers.

Das Gerücht, wonach sich Kurz dabei von Siegfried

Wolf beraten lässt, der mittlerwei­le in Russland werkt und enge Kontakte zu Wladimir Putin unterhält, bestreitet der frühere Magna-Boss und Stronach-Intimus.

„Positiver Instinkt“

Wolf sagte zum KURIER: „Sebastian Kurz ist von seinem jugendlich­en und positiven Instinkt gut beraten. Das, was er macht, gefällt mir.“Wolf ist voller Hoffnung: „Wir brauchen wieder Leute, die dem Bürger zuhören und sich nicht noch weiter vom Wähler entfernen. Man hat jetzt die Chance, die Verkrustun­gen, die es bei uns in der Politik gibt, aufzubrech­en.“

Dem Vernehmen nach gehören zu Kurz’ Beraterkre­is Ex-Kanzler Wolfgang Schüssel und Ex-Außenminis­terin Ursula Plassnik. Als Ideenspend­er fungieren auch einzelne Industriel­le, genannt wird etwa die „Tiroler Adler Runde“von 42 Unternehme­rn (Handl, Recheis etc.).

Zum inneren Kreis im Außenamt gehört etwa Sektionsch­ef Stefan Steiner, der früher im Innenresso­rt werkte. Dazu kommt Gerald Fleischman­n, der nach seinen Sprecherjo­bs in der VP-Niederöste­rreich und der Bundespart­ei 2011 zu Kurz stieß und seither als sein Sprachrohr fungiert. Zum Team Kurz zählt auch Philipp Maderthane­r mit seinem Campaignin­g Bu- reau. Maderthane­r hat 2013 Kurz’ Vorzugssti­mmenwahlka­mpf gemanagt und soll nun den Weg auf den Ballhauspl­atz ebnen. Das Social-Media-Know-how des Niederöste­rreichers, den seinerzeit Josef Pröll in die Bundes-ÖVP holte, ist dabei zentral.

Kanzler Kern scheint zu ahnen, dass sich Kurz rar macht, um seine Batterien für den heißen Herbst aufzufülle­n. Das Feld der Außenpolit­ik überlässt er ihm aber nicht kampflos. Der Kanzler reist kommende Woche nach Ägypten und trifft dort Staatspräs­ident Al-Sisi. Danach geht es Anfang Juni zu einem Wirtschaft­sforum nach St. Petersburg. Höhepunkt: Ein Treffen mit Wladimir Putin.

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Lichtgesta­lt? ÖVP-Hoffnungst­räger Sebastian Kurz zieht sich ganz auf den Job als Außenminis­ter zurück

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