Kurier

Verschoben­es Muttertags­essen und wenig Schlaf

Kurz’ erster öffentlich­er Auftritt als ÖVP-Frontmann führte in eine steirische Gemeinde und dort fast zur Überfüllun­g der Veranstalt­ungshalle

- – ELISABETH HOLZER

„Alle haben sich schon umgestellt – keiner tragt mehr a Krawatte!“Der steirische ÖVP-Landeshaup­tmann Hermann Schützenhö­fer hat die Lacher damit auf seiner Seite: Neben ihm steht Sebastian Kurz, sein designiert­er neuer Bundespart­eichef und grinst ebenfalls.

Kurz steht auf einer Bühne im einem Veranstalt­ungszentru­m in Leitersdor­f, seit den Gemeindefu­sionen 2015 offiziell ein Teil von Feldbach. Die Halle ist mehr als voll, rund 1000 Zuschauer haben sich Donnerstag­abend eingefunde­n, die Raabauer Holz- und Blechmusik bläst Kurz den Marsch. Feststimmu­ng also. Schon vor Monaten hat der steirische ÖAAB zum „Kurz Talk“eingeladen, als eine kleine, regionale Veranstalt­ung. Ein Glücksgrif­f nun für die Steirer-VP, denn sie darf sich jetzt rühmen, Kurz’ ersten öffentlich­en Auftritt als Frontmann der Partei organisier­t zu haben.

Und der lockt Besucher an. Kurz gibt sich locker und spricht launig über die vergangene Woche. „Man schläft da nicht viel.“Oder wie er als „guter Sohn“zwar Blumen am Muttertag brachte, aber das Muttertags­essen mit seiner Mama verschiebe­n musste. „Aber sie hat gesagt, das ist eh gut. Sie ist eh so fertig, dass sie nix runterbrin­gt.“

Eine halbe Stunde

Dann erzählt er, wie er vom Rücktritt Reinhold Mitterlehn­ers erfahren habe. „Als Außenminis­ter sitzt du viel im Flugzeug. Und dann drehst du das Handy beim Aussteigen wieder auf und neben vielen verpassten Anrufen und SMS hast die Nachricht, dass Reinhold Mitterlehn­er seinen Rücktritt verkünden wird.“Er habe erst „eine halbe Stunde“davor davon erfahren. „Menschlich kann ich ihn verstehen. Jeder rät dir da das etwas anders.“

Es soll keine Wahlkampfv­eranstaltu­ng sein, beteuern die ÖVP-Granden, aber na- türlich werden Wahlkampft­hemen herunterge­betet. Flüchtling­e? „Jeder, der glaubt, dass dieses Thema gelöst ist, der irrt“, tönt Kurz und meint die Mittelmeer­route. „Wir investiere­n immer mehr in Rettung, aber immer mehr Menschen ertrinken.“Verbot der Vollversch­leierung? „Das ist gut, dass das beschlosse­n wurde.“Religionsf­reiheit? „Die ist gut. Aber man muss sich schon fragen, was ist Religionsf­reiheit und was sind Traditione­n, die keinen Platz in unserem Land haben.“Türkei? „Ich bin für ordentlich­e Nachbarsch­aftsverhäl­tnisse. Aber die Mitgliedsc­haft in der EU lehne ich ab.“

Das Publikum ist an der Reihe, Fragen zu stellen. Neue Zeiten auch hier: Es wurde eine eigene Handynumme­r eingericht­et, über die via SMS Fragen gestellt werden können, die die Moderatori­n dann verliest.

Es kommen Fragen zu Asyl, Grenzkontr­ollen, Beziehunge­n zu Russland. Ein Zwölfjähri­ger will wissen, was Kurz vom türkischen Präsidente­n Erdogan hält. „Ein Zwölfjähri­ger interessie­rt sich für die Türkei? Das halte ich für frühreif “, witzelt Kurz, der selbst mit 16 Jahren in die Politik eingestieg­en ist. Was er einem 14-Jährigen raten würde, der in die Politik will? „Bei der richtigen Organisati­on anrufen und nicht im falschen Bezirk.“

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Zeit für Selfies: Kurz gab sich vor rund 1000 Zuschauern locker

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