Späte Polit-Durchstarterin
Ulrike Lunacek. In Brüssel ist die EU-Parlaments-Vize sehr anerkannt
Ulrike Lunacek trägt eine grüne Bluse. Ob das schon ein Signal dafür sei, dass die Vize-Präsidentin des EU-Parlaments den Weg zurück in die österreichische Politik nehme und neue Parteiobfrau der Grünen werde, wird sie am Donnerstag in Straßburg scherzhaft gefragt. Lachend verneint sie – „ich trage oft und gerne grün“– und eilt davon. Es gilt eine Abstimmung im Parlament zu leiten.
Als ranghöchste Österreicherin im europäischen Parlament hat sich die 60-jährige Grüne Ulrike Lunacek auf europäischem Niveau einen Namen gemacht. Sie gilt als bestens vernetzt. Von den österreichischen Abgeordneten wird ihre professionelle, zupackende Art ebenso geschätzt, wie von den internationalen Kollegen.
Als Kosovo-Berichterstatterin des Parlaments hat sie sich durch die Mühen der Balkan-Politik gekämpft, das war zäh und dank schwierigerer politischer Landschaft nicht immer erfolgreich.
Als Europaparlamentarierin hatte die Parade-Grüne keinen einfachen Start: Im Streit ging einst 2009 der gut etablierte Johannes Voggenhuber von dannen, den Lunacek vom Spitzenplatz der Grünen verdrängt hatte.
Glawischnig-Freundin
Die gebürtige Wienerin, die Tochter eines ehemaligen Raiffeisen-Generaldirektors ist, galt stets als getreue Gefolgsfrau der Grünen-Parteiobfrau Eva Glawischnig.
Lunacek, eine studierte Dolmetscherin (Englisch und Spanisch) war schon früh für die Rechte von Frauen aktiv. Seit 24 Jahren lebt sie mit ihrer Lebensgefährtin Rebeca Sevilla, die aus Peru stammt, in einer Lebensgemeinschaft.
Ihre parteipolitische Lauf bahn begann sie erst spät – mit fast 40 Jahren. Sie kandierte 1995 für die Grünen, erlitt aber gleich Schiff bruch: Es gab kein Mandat für Lunacek. Dafür avancierte sie kaum ein Jahr später zur Bundesgeschäftsführerin der Grünen. Fast zehn Jahre lang war sie danach im Nationalrat tätig, als sie sich Europa zuwandte.
Die passionierte Schwimmerin sah sich bis vor Kurzem auch noch nicht am Ende ihrer Karriere im EU-Parlament. Im Jänner sagte sie in einem Interview, dass sie bei der Europawahl 2019 gerne als Spitzenkandidatin der europäischen Grünen ins Rennen gehen würde. Vielleicht aber folgt sie jetzt dem Ruf aus Wien.