„Mullah-Regime fühlt sich seit dem Atom-Deal sehr stark“
Iran-Experte. David Menashri ist Israels führender Iran-Experte und befasst sich seit der Revolution 1979 intensiv mit dem Land. Mit dem KURIER sprach er in Wien über ... ... die Folgen des Atomdeals Das Abkommen mit den USA hat viele in der iranischen Führung in dem Glauben bestätigt, dass das Land die stärkste Macht im Nahen Osten ist. Das Mullah-Regime fühlt sich als Sieger über die USA und damit als sehr stark. ... Irans Strategie in Nahost Die Führung setzt ihr derzeitiges Gefühl der Stärke direkt in regionale Machtpolitik um. Man denkt und plant weit über die Grenzen des Landes hinaus und will Einfluss im gesamten Nahen Osten, eine Art schiitischen Halbmond, der vom Jemen bis nach Syrien reicht, also von der Arabischen See bis zum Mittelmeer. ... Chaos in der arabischen Welt Iran ist stark, vor allem weil die arabische Welt schwach ist. Das Beste für Teheran sind Chaos und gescheiterte Staaten. Dort reagiert man sehr schnell, wenn die politischen Strukturen in einem Land kollabieren, und gewinnt rasch Einf luss. Das gilt für unzählige Staaten in der Region, von Afghanistan über den Irak, Jemen bis zum Libanon. ... den Umgang mit Trump Die Wahl Trumps hat im Iran große Ängste ausgelöst, weil man ihn für unberechenbar hält. Gegenüber Obama hat man ständig ausgetestet, wie weit man gehen kann, und hat viel erreicht. Beim Atomdeal hätten die USA weit härtere Forderungen stellen können. Teheran musste aufgrund seiner wirtschaftlichen Notlage eine diplomatische Lösung finden. Der Deal ist also sehr gut für den Iran. ... den Umgang mit dem Atomdeal Auch wenn ich den jetzigen Atomdeal für ungünstig für den Westen halte, wäre es für Trump unklug, ihn aufzukündigen. Es gäbe keinerlei internationale Unterstützung für neuen Druck auf Iran, vor allem nicht aus Europa.