Kurier

May will höhere Abgaben für Gastarbeit­er

Wahlprogra­mm. Höhere Abgaben für Nicht-EU-Beschäftig­te geplant. Kein Bankenabko­mmen mit EU

- M. KOPEINIG, LONDON

Die britische Premiermin­isterin Theresa May will den Arbeitsmar­kt des Landes noch weiter abschotten. Laut Programm für die Parlaments­wahl am 8. Juni sollen Unternehme­n für die Beschäftig­ung von Mitarbeite­rn, die nicht aus der EU kommen, verstärkt zur Kasse gebeten werden.

Bereits seit April wird die „Immigratio­n Skills Charge“erhoben. Die Abgabe gilt nur für die Einwanderu­ng von Fachkräfte­n aus Nicht-EUStaaten und beträgt pro Jahr 1000 Pfund (1166,25 Euro). Dieser Betrag soll sich verdoppeln. Nicht-EU-Ausländer sollen auch mehr für Leistungen des staatliche­n Gesundheit­sdienstes NHS zahlen. Insgesamt soll der Zuwanderun­gsüberschu­ss auf unter 100.000 Ausländer pro Jahr gesenkt werden. „Eine zu schnelle und zu hohe Einwanderu­ng erschwert den Auf bau einer Gesellscha­ft, die zusammenhä­lt“, sagte May.

Brexit

In Zusammenha­ng mit dem Brexit sollen diverse Abkommen zwischen dem Land und der EU betreffend der weiteren Zusammenar­beit beschlosse­n werden. Eines davon betrifft den Finanzsekt­or. Geht es aber nach der British Bankers' Associatio­n, ist es „sehr wahrschein­lich“, dass es zu keinem Abkom- men kommen werde, sagen hohe Repräsenta­nten des Bankenverb­andes in London. Die Gründe liegen für sie auf der Hand: „Die EU ist sehr protektion­istisch, im besonderen Frankreich“, erklären Gesprächsp­artner. Sie erwarten sich auch vom neuen französisc­hen Staatspräs­identen Emmanuel Macron keine Dynamik. Mit Bedauern stellen sie fest, dass „Deutschlan­d seine Macht nicht einsetzt, um die EU flexibler und pragmatisc­her zu machen“, so wie es Großbritan­nien eben wünscht.

Zu einem Mega-Streitpunk­t dürften sich die von der EU erwarteten Zahlungen an die Briten entwickeln. Bis zu 100 Milliarden Euro bis Ende 2020 werden von der EU-Kommission prognostiz­iert, für die Finanzperi­ode 2014 bis 2020 hat die britische Regierung schließlic­h das Budgetabko­mmen unterschri­eben und müsste zu ihren Verpflicht­ungen stehen, betonen Brüsseler Verhandler. In London sieht man das ganz anders: „Wir werden nicht für die Teilnahme am Binnenmark­t zahlen“, tönt aus Unternehme­rkreisen. Die Brüsseler Politik sei „kein rationaler Prozess“.

Da zudem die Steuereinn­ahmen merklich zurückgehe­n, wird das Geld dringend für öffentlich­e Ausgaben gebraucht.–

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