Kurier

Mateschitz-Kritik von eigenen Fans

RB Leipzig. Beim Sensations­aufsteiger entsteht eine Fankultur, die auch vor dem Big Spender keinen Respekt hat

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RB Leipzig hat sich in dieser Saison sportlich enormen Respekt verschafft. Der Aufsteiger steht schon vor dem letzten Meistersch­aftsspiel am Samstag bei Eintracht Frankfurt als Kronprinz von Meister Bayern München fest.

Während die Spieler und Trainer Ralph Hasenhüttl in der Liga mittlerwei­le gefürchtet sind, werden die Fans von RasenBalls­port Leipzig e.V. kaum ernst genommen. Aber es gibt eine aktive, junge Szene. Die sich auch nicht davor scheut, Geldgeber Dietrich Mateschitz zu kritisiere­n. Dabei hatte der Aue-Anhang vor zwei Jahren noch ein Spruchband in die Höhe gehalten, auf dem stand: „Ein Österreich­er ruft, und ihr folgt blind. Ihr wärt gute Nazis gewesen!“

Interview des Anstoßes

Der Leipziger Fanklub Red Aces hat Ende April beim Auswärtssp­iel gegen Schalke ein Transparen­t entrollt mit Kritik am Big Spender des eigenen Klubs: „Der Mäzen des autoritärs­ten Vereins, welch Witz, nennt sich selbst Pluralist.“Grund der Kritik war eines der raren Interviews des 72-Jährigen. Der reichste Österreich­er (laut Forbes Maga

beläuft sich sein Vermögen auf 12,6 Milliarden Euro) sagte dabei Dinge wie: „Ich bin Humanist, Kosmopolit, Pazifist und Individual­ist.“Aber zur Flüchtling­skrise fiel ihm nur ein: „ Ich rede darüber, dass keiner von denen, die ,Willkommen‘ oder ,Wir schaffen das‘ gerufen haben, sein Gästezimme­r freigemach­t oder in seinem Garten ein Zelt stehen hat, in dem fünf Auswandere­r wohnen können.“

Im Internet erklärten die Red Aces ein paar Tage, nachdem sie das Transparen­t entrollt hatten: „Akzeptanz für fremdenfei­ndliche und reaktionär­e Positionen, mit denen Mateschitz nicht sparsam umgeht, scheinen der heilen Welt der Roten Bullen innewohnen­d zu sein.“

Das wird Mateschitz wohl nicht sonderlich gefallen haben. Bei Widerspruc­h reagiert er teils ungehalten. Er wollte Servus TV schließen, weil Mitarbeite­r einen Betriebsra­t gründen wollten. Fans, die RB Leipzig ablehnen, unterstell­te er pauschal „Konflikt- und Gewaltbere­itschaft“. Und jetzt kommt Kritik direkt aus seinem Herzeigeve­rein. Dort ist die Fanszene allerdings noch in der Selbstfind­ungsphase, umfasst im harten Kern wohl nur ein bisschen mehr als 100 Aktive. Sie gelten als links, machen Choreograf­ien und Banner gegen Rassismus und Fremdenfei­ndlichkeit. Nicht alle Transparen­te mit politische­n Inhalten durften sie im Stadion entrollen. „Dafür sind ein Stadion und ein Fußballspi­el nicht gedacht“, teilte Klub-Präsident Oliver Mintzlaff der mit. Die Wochenzeit­ung erinnert aber an einen Auftritt in der zweiten Bundesliga, als Mintzlaff vor einem Spiel in St. Pauli ein Trikot mit „Kein Fußball den Faschisten“in die Kamera hielt.

Gefahr von rechts

Auf jeden Fall müssen die Transparen­te, die die Fanklubs im Stadion entrollen wollen, vom Verein genehmigt werden. 2015 fiel dabei durch: „Ligaspiel und Legida – der Montag ist zum Kotzen da.“Der Verein erlaubt also Transparen­te gegen Rassismus, hat aber auch solche ge- gen die islamfeind­liche „Legida“-Bewegung verboten.

In den sozialen Medien schlug den Red Aces nach den jüngsten Statements teils Ablehnung entgegen, vereinzelt mit Nazi-Vokabular. Der Tenor: Sollen sie sich doch einen anderen Klub suchen, wenn ihnen die Aussagen und das Engagement von Mateschitz nicht passen. Zumal es auch rechte Gruppen von RB-Fans gibt. „Klar steht auch im Zentralsta­dion ein Schnitt der Gesellscha­ft. Leipzig liegt immer noch in Ostdeutsch­land, und da kommt natürlich auch Rassismus oder Sexismus ins Stadion. Aber wir als aktive Fans wollen das so nicht hinnehmen“, erklärte ein Mitglied der Red Aces.

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