Kurier

Wiener ÖVP hofft auf „Kurz-Effekt“und wittert wieder Morgenluft

Nationalra­tswahl. Die derzeitige Schwäche seiner Gegner spielt Gernot Blümel in die Hände.

- VON JOSEF GEBHARD

Schon lange hat man Wiener ÖVP-Funktionär­e im Gespräch nicht mehr so entspannt erlebt wie in diesen Tagen. In den vergangene­n Jahren fast zur Kleinparte­i geschrumpf­t, wittern die StadtSchwa­rzen mit Bundespart­eichef Sebastian Kurz Morgenluft. „Es herrscht eine Euphorie wie schon lange nicht mehr“, schildert eine Funktionär­in. „Wir werden bei der Nationalra­tswahl einen deutlichen Kurz-Effekt zu spüren bekommen.“Die Latte liegt nicht allzu hoch: Bei der Wahl 2013 kam die Wiener ÖVP auf magere 14,5 Prozent und lag damit um fast zehn Prozent hinter dem Bundeserge­bnis. Mit Kurz, der aus der Wiener Partei stammt und mit Parteichef Gernot Blümel eng befreundet ist, soll jetzt die Trendwende gelingen. Entgegen kommt dabei den Stadt-Schwarzen die aktuelle politische Großwetter­lage: „Wenn sie sich geschickt anstellt, kann die Wiener ÖVP bei der Wahl reüssieren“, ist ein Funktionär überzeugt. „Das liegt auch an der Schwäche der Gegner“, weist er auf die intern zerstritte­nen Roten und Grünen hin, sowie auf die FPÖ, deren Höhenflug gebremst scheint. „Blümel kann im Wahlkampf zeigen, was er drauf hat.“Erfahrunge­n konnten die Stadt-Schwarzen bei der Wien-Wahl 2015 schon mit Vorhaben machen, die Kurz jetzt auch in der Bundespart­ei umsetzt. Etwa niedrigere Hürden für Kandidaten, um über Vorzugssti­mmen nach vorne zu rücken. „Dieses System bietet die Möglichkei­t, stärker zu mobilisier­en und die Menschen besser einzubinde­n“, sagt Klubchef Manfred Juraczka. Freilich: Den Absturz der ÖVP auf 9,24 Prozent konnte das 2015 auch nicht verhindern. „Ohne das System wäre es aber vielleicht noch schlechter gelaufen“, sagt Juraczka.

Namenslist­e

Bessere Erfahrunge­n hat man mit Namenslist­en: Als Bezirksche­fin in der Josefstadt konnte Veronika Mickel 2015 deutlich zulegen. Auf ihren Plakaten hatte sie damals bewusst auf das ÖVP-Logo verzichtet.

Nach erfolgreic­h geschlagen­er Wahl könnte Kurz-Intimus Blümel wieder ein Job auf Bundeseben­e winken, wobei er gleichzeit­ig Wiener Parteichef bleiben dürfte. Manche Schwarze würden das begrü- ßen: „Im Vergleich zu Michael Häupl und Heinz-Christian Strache litten Wiener ÖVPChefs oft an mangelnder Bekannthei­t“, sagt einer. „Ein Regierungs­amt bringt den Parteichef auf Augenhöhe mit ihnen.“

 ??  ?? Seit Jahren ein enges Gespann: Gernot Blümel und Sebastian Kurz
Seit Jahren ein enges Gespann: Gernot Blümel und Sebastian Kurz
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria