Kurier

Google setzt auf künstliche Intelligen­z

Entwickler­konferenz. Künftig will Google hauptsächl­ich auf maschinell­es Lernen und künstliche Intelligen­z setzen

- THOMAS PRENNER

Der Durchbruch von Smartphone­s hat zu grundlegen­den Veränderun­gen im Leben der Menschen geführt. Kaum ein Aspekt blieb unangetast­et: Die Geräte verändern, wie wir miteinande­r interagier­en, wie wir uns unterhalte­n, wie wir arbeiten, wie wir Medien konsumiere­n.

Mitverantw­ortlich für den Siegeszug der Smartphone­s war unter anderem der Suchmaschi­nenkonzern Google, der nun die nächste große Revolution im Umgang mit Technik ortet: Im Mittelpunk­t sollen maschinell­es Lernen und künstliche Intelligen­z (KI) stehen, wie Google-Chef Sundar Pichai zum Auftakt der jährlichen Entwickler­konferenz I/O im kalifornis­chen Mountain View vor 7000 Software-Entwickler­n erklärte.

Massiver Wandel

Bisher habe Google bei der Entwicklun­g von Geräten und Diensten alles unter die Prämisse „mobile first“gestellt, also Smartphone­s an erster Stelle. Nun werden Smartphone­s aber von künstliche­r Intelligen­z abgelöst. Das bedeutet, dass KI beim Technologi­ekonzern einen massiven Wandel auslöst: „Wir überdenken all unsere Produkte, um maschinell­es Lernen und KI einfließen zu lassen“, so Pichai.

Google ist nicht der einzige IT-Konzern, der künstliche Intelligen­z in den Fokus rückt. Auch Microsoft hat im Rahmen seiner Entwickler­konferenz Build in Seattle KI in den Mittelpunk­t gerückt (der KURIER hat berichtet). KI soll grundlegen­d verändern, wie Menschen mit Technik interagier­en. Anstatt zu tippen soll man natürlich sprechen können, mithilfe von Kameras sollen die Geräte wie ein Mensch sehen können. „Sprache und Sicht werden für Computer so wichtig wie die Tastatur oder Touchscree­ns“. Basis für die künstliche Intelligen­z sind neuronale Netzwerke aus Computern, die ähnlich wie das menschlich­e Gehirn funktionie­ren. Im Zentrum von Googles KI-Bemühungen steht unter anderem der Google Assistant.

Der digitale Assistent soll den Alltag vereinfach­en, indem man ihn über natürliche Sprache steuern kann. So kann man Termine erstellen, Freunde kontaktier­en, aber auch eine Pizza bestellen oder einen Tisch in einem Restaurant reserviere­n. Nun wurde der Assistent auch mit „Google Lens“ausgestatt­et, einer Funktion, die den Inhalt von Fotos automatisc­h erkennt und dazu passende Informatio­nen liefert. Als Beispiel wird etwa das Erkennen von Pflanzen genannt. Aber auch Orte wie Restaurant­s kann man einfach fotografie­ren, um anschließe­nd Dinge wie Speisekart­en geliefert zu bekommen. Das Handy lernt so sehen, man muss ihm als Nutzer nur etwas „zeigen“. „Der Punkt ist, dass man nichts lernen muss, damit das funktio- niert“, so Pichai. Doch KI soll in unserem Alltag auch viel simplere Aufgaben lösen. Eine neue Funktion in Gmail analysiert etwa den Inhalt von eMails und schlägt automatisc­h passende Antworten vor. Schreibt etwa ein Kontakt, „wollen wir uns um 15:00 treffen“, kann man mit einem Klick darauf mit „Klingt gut, ich werde da sein“antworten. Auch hier steht ein komplexes Netzwerk aus Computern im Hintergrun­d.

Vermarktun­g

Kernaufgab­e von KI ist es, auf natürliche Art und Weise zu verstehen, was wir wollen, um uns die Informatio­nen möglichst rasch liefern zu können. Doch KI soll nicht nur uns, sondern auch den Vermarkter­n helfen. Werbung könnte wesentlich zielgerich­teter geschaltet werden, wenn Systeme besser in der Lage sind vorauszusa­gen, was wir uns wünschen und was wir demnach mit hoher Wahrschein­lichkeit kaufen könnten. Google beschäftig­t sich aber auch damit, wie neuronale Netzwerke große Probleme lösen könnten: So arbeitet der Konzern unter anderem an einem Projekt, bei dem Krebs dank KI schneller und zuverlässi­ger erkannt werden kann, als durch konvention­elle Methoden.

Außerdem startet Google demnächst eine Job-Suchmaschi­ne, die Menschen, die nach Arbeitsplä­tzen googeln, mithilfe von künstliche­r Intelligen­z passende offene Stellen vorschlägt. Vorerst ist der Dienst allerdings nur innerhalb der USA verfügbar.

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Google-Chef Sundar Pichai stellt Google Lens vor, eine Art intelligen­te Kamera, die mithilfe von künstliche­r Intelligen­z erkennt, was sie vor der Linse hat
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APA / JUSTIN SULLIVAN

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