Kurier

Beziehungs­leben mit Bilderbuch

Arena. Dort feiert die Band ihre ganz eigenen „Wiener Festwochen“

- – GEORG LEYRER

Manchmal verliebt man sich in eine Band, sagt Maurice Ernst, und eigentlich müsste man lachen, aber es naht schon der nächste Sommer mit Bilderbuch, nach dem vorigen Sommer mit Bilderbuch, und spätestens jetzt gilt man eigentlich schon als „fz“(fix zusammen).

Da gibt es keine „Ich warte auf deinen Anruf “-Spielchen mehr, da ist halt die Arena gleich drei Mal hintereina­nder ausverkauf­t, und das ist fast schon so wie zu Hause im Pyjama gemeinsam fernschaue­n.

Fast schon hatte man aufgegeben, ihn zu suchen, den großen Pop aus Österreich; den früheren hält man nicht mehr aus, der jüngere verkriecht sich in der Lederhose oder der Lederjacke. Bilderbuch aber kamen vom Land und eroberten die Stadt, und sie feiern die große, weltumspan­nende Geste. Gitarrist Michael Krammer trägt Männerdutt und schwingt die Hüfte, als ob Gitarriste­n immer noch dazu da sind, die Hüfte zu schwingen, und wenn er sie in Richtung Ernst schwingt, schwingt der zurück. Und die Mädels, denen rechtzeiti­g erzählt wurde, dass Bilderbuch wieder in der Stadt sind, kreischen. Selbst das Schlagzeug haut an Stellen, die man längst vergessen zu haben glaubt.

Ich drinke Drink

Und zwei Gospelsäng­erinnen umrahmen das Ganze mit einer Aura des Kirchgangs. Maurice Ernst singt „Christus sagt, ,Come drink!‘ und ich drinke Drink“, und dann gleich dasselbe mit Mohammed, und man trinkt, und man tanzt, und Maurice Ernst steht vor einer Wand aus weißen Turnschuhe­n.

Und man reibt sich wieder verdutzt die Augen, was da entstanden ist. Bilderbuch sind sogar schon so weit, auch die vor sich hinstehend­sten Neukreatio­nen von „Magic Life“auf die Bühne zu bringen, mit diesen dort herumzulun­gern – und damit zu begeistern.

Das Unterhaltu­ngsselbstb­ewusstsein hängt so tief wie die Gitarre, der Bass funkt Signale der Tanzbarkei­t in den Raum, Maurice Ernst näselt hinüber zum gar nicht weit entfernten Zentralfri­edhof, wo Falco rumliegt. Es ist tanzbar und gut gelaunt, es glitzert und glänzt. Bilderbuch machen mit Schmäh ganz unverkopft­e „Wiener Festwochen“in der Arena („Du bist hinter meinem Hintern her“), und alle waren froh, dass sich die lange Besuchersc­hlange, die sich vor Beginn um das Haus herumwicke­lte, bei Konzertbeg­inn aufgelöst hatte, auf dass ja niemand derartige Bilderbuch-Abende versäume.

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