Kurier

Mobilfunk-Zukunft droht Stillstand

Neue Frequenzen werden dringend benötigt, aber Neuwahlen verzögern den Zeitplan

- VON ANITA STAUDACHER

In Millisekun­den muss das selbstfahr­ende Auto mit wichtigen Daten wie Position, Streckenve­rlauf oder die Fahrmanöve­r anderer Autos versorgt werden. Die Sensorik von Autos, aber auch die Digitalisi­erung der Wirtschaft – Stichwort „Internet der Dinge“– stellt die Mobilfunkb­ranche vor riesige Herausford­erungen. Ohne Netzausbau herrscht bald Stau auf dem Datenhighw­ay. „Die Netzbetrei­ber brauchen zusätzlich­e Frequenzen wie einen Bissen Brot“, bringt es Telekom-Regulator Johannes Gungl auf den Punkt.

Der Datenverbr­auch wächst rasant. Allein im Vorjahr hat sich durch die Verbreitun­g der vierten Mobil- funk-Generation (LTE) das mobile Datenvolum­en in Österreich auf 652,9 Millionen Gigabyte gegenüber 2015 mehr als verdoppelt, innerhalb der vergangene­n sieben Jahren sogar vervierzig­facht

(s. Grafik). „Das LTE-Netz ist noch jung, aber trotzdem schon voll ausgelaste­t“, sagt Rüdiger Köster, Präsident der Mobilfunkl­obby Forum Mobilkommu­nikation (FMK).

Die drei Netzbetrei­ber drängen auf einen raschen Netzausbau für die fünfte Mobilfunkg­eneration (5G). „5G ist die Basis für die Digitalisi­erung, andere Länder haben hier schon einen großen Vorsprung“, meint Köster, der auch Technik-Chef bei T-Mobile ist. Durch die Neuwahl fürchten die Mobilfunke­r jetzt einen Stillstand. 2018 sollten eigentlich die 5G-Frequenzen versteiger­t werden und die ersten Pilotproje­kte anlaufen. Die Rahmenbedi­ngungen für die Frequenzve­rgabe müssten bis November festgelegt werden. Regulator Gungl urgiert daher, die nötigen Gesetzesno- vellen noch im Sommer zu verabschie­den.

Zellen statt Masten

Für 5G sind keine neuen, großen Handymaste­n erforderli­ch, dafür Tausende Kleinund Kleinstzel­len, die etwa auf Straßenlat­ernen, Ampeln oder Werbetafel­n montiert werden können. Durch den flächendec­kenden 5G-Ausbau könnte sich die Anzahl an Mobilfunk-Standorten (Zellen) in Österreich verzehnfac­hen, glaubt Köster. Um den Rollout zu beschleuni­gen, wünschen sich die Betreiber rasche Genehmigun­gen und Mietfreihe­it für das Nutzen öffentlich­er Standorte. Mit Niederöste­rreich, Burgenland und Kärnten wird ferner über ein Aufschnüre­n der Abkommen zur gemeinsame­n Nutzung von Masten („Mobilfunkp­akt“) verhandelt. Diese seien nicht mehr zeitgemäß. Niederöste­rreich will zwar am Pakt festhalten, das Land habe aber ein „großes Interesse an einer zeitgemäße­n Mobilfunkv­ersorgung für alle Landesbürg­er“.

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