Enttäuschter Abgang im ORF-Gremium
Erich Fenninger kritisiert „Stillstand“und geht. Heinz Lederer übernimmt seine Funktion
Im August des Vorjahres wählte er Alexander Wrabetz noch zum Generaldirektor. Gestern, Donnerstag, trat Stiftungsrat Erich Fenninger von seinem Amt im obersten
ORF- Gremium zurück. Der Grund: Es sei „ein gewisser Stillstand entstanden, daher möchte ich diese Funktion nicht mehr ausüben“.
Konkret meint Fenninger die Nichtumsetzung des trimedialen Newsrooms am Küniglberg, sagte er zum KURIER: „Ich habe faktisch den Medien entnomnen, dass der Newsroom und die Konzentration auf einen Standort nicht kommt.“Das sei aber erst die Voraussetzung dafür gewesen, dass man dem Verbleib im ORFZentrum zugestimmt habe. „Auch in der Organisationsstruktur ist nicht sehr viel weitergegangen“, so Fenninger.
Würde er Wrabetz noch einmal wählen? Fenninger: „Ich glaube dass damals zwei Personen zur Auswahl gestanden sind. Wo ich glaube, dass in Anbetracht der Auswahl die richtigen Personen gewählt wurde.“Nachsatz: „Aber trotzdem sehe ich, dass Beschlüsse, die wir gefasst haben, etwa was den Bau betrifft, in der Form nicht kommen [...] Das scheint nicht mehr realisierbar zu sein und das halte ich für eine falsche Entwicklung.“
Stiftungsräte haften persönlich für ihre Tätigkeit im
ORF. Macht man sich angesichts des immer teureren Bauprojekts Sorgen? „Bis jetzt würde ich das ausschließen, weil ja dort, wo Abweichungen waren, der Aufsichtsrat massivst nachgefragt hat, Gremien eingesetzt wurden. Von dem her nicht. Aber in der Zukunft muss man schon überlegen, was das bedeutet. Das ist aber nicht mehr meine Verantwortung.“
Lederer kontrolliert
Die übernimmt jetzt der PRBerater Heinz Lederer, der
Fenninger als Koordinator der SPÖ-Fraktion im Stiftungsrat nachfolgt. Er will zunächst die vom früheren Finanzdirektor Richard Grasl angestellten Berechnungen zur Standortentscheidung hinterfragen, wie er zum KURIER sagte.
In der nächsten Sitzung am 1. Juni will er jüngste Ereignisse im Informationsbereich thematisieren: nämlich die „Django“-Anmoderation in der „ZiB 2“, die Rein- hold Mitterlehner als einen Grund („Mosaikstein“) für seinen Rückzug aus der Politik genannt hatte. Außerdem verweist Lederer auf die scheidende Grünen-Chefin Eva Glawischnig, die am Donnerstag bei ihrer Rücktrittsverkündung auch medienkritische Töne anschlug.
Er sieht im ORF „schon Punkte, wo man zwischen Information und Infotainment den Markenkern des ORF, die Unabhängigkeit und höchste Qualität der Recherche“wahren müsse. Dass der ORF sowohl bei einer Rede von Bundeskanzler Christian Kern als auch bei der Glawischnig-Pressekonferenz massive Probleme in Bild und/oder Ton hatte, müsse Programmdirektorin Kathrin Zechner erklären, verlangte er. Weitere Schwerpunkte: Digitalisierung und Personalmanagement. Denn ab 2020 drohen durch Pensionswellen ernsthafte Nachbesetzungsprobleme.