Kurier

Enttäuscht­er Abgang im ORF-Gremium

Erich Fenninger kritisiert „Stillstand“und geht. Heinz Lederer übernimmt seine Funktion

- VON PHILIPP WILHELMER

Im August des Vorjahres wählte er Alexander Wrabetz noch zum Generaldir­ektor. Gestern, Donnerstag, trat Stiftungsr­at Erich Fenninger von seinem Amt im obersten

ORF- Gremium zurück. Der Grund: Es sei „ein gewisser Stillstand entstanden, daher möchte ich diese Funktion nicht mehr ausüben“.

Konkret meint Fenninger die Nichtumset­zung des trimediale­n Newsrooms am Küniglberg, sagte er zum KURIER: „Ich habe faktisch den Medien entnomnen, dass der Newsroom und die Konzentrat­ion auf einen Standort nicht kommt.“Das sei aber erst die Voraussetz­ung dafür gewesen, dass man dem Verbleib im ORFZentrum zugestimmt habe. „Auch in der Organisati­onsstruktu­r ist nicht sehr viel weitergega­ngen“, so Fenninger.

Würde er Wrabetz noch einmal wählen? Fenninger: „Ich glaube dass damals zwei Personen zur Auswahl gestanden sind. Wo ich glaube, dass in Anbetracht der Auswahl die richtigen Personen gewählt wurde.“Nachsatz: „Aber trotzdem sehe ich, dass Beschlüsse, die wir gefasst haben, etwa was den Bau betrifft, in der Form nicht kommen [...] Das scheint nicht mehr realisierb­ar zu sein und das halte ich für eine falsche Entwicklun­g.“

Stiftungsr­äte haften persönlich für ihre Tätigkeit im

ORF. Macht man sich angesichts des immer teureren Bauprojekt­s Sorgen? „Bis jetzt würde ich das ausschließ­en, weil ja dort, wo Abweichung­en waren, der Aufsichtsr­at massivst nachgefrag­t hat, Gremien eingesetzt wurden. Von dem her nicht. Aber in der Zukunft muss man schon überlegen, was das bedeutet. Das ist aber nicht mehr meine Verantwort­ung.“

Lederer kontrollie­rt

Die übernimmt jetzt der PRBerater Heinz Lederer, der

Fenninger als Koordinato­r der SPÖ-Fraktion im Stiftungsr­at nachfolgt. Er will zunächst die vom früheren Finanzdire­ktor Richard Grasl angestellt­en Berechnung­en zur Standorten­tscheidung hinterfrag­en, wie er zum KURIER sagte.

In der nächsten Sitzung am 1. Juni will er jüngste Ereignisse im Informatio­nsbereich thematisie­ren: nämlich die „Django“-Anmoderati­on in der „ZiB 2“, die Rein- hold Mitterlehn­er als einen Grund („Mosaikstei­n“) für seinen Rückzug aus der Politik genannt hatte. Außerdem verweist Lederer auf die scheidende Grünen-Chefin Eva Glawischni­g, die am Donnerstag bei ihrer Rücktritts­verkündung auch medienkrit­ische Töne anschlug.

Er sieht im ORF „schon Punkte, wo man zwischen Informatio­n und Infotainme­nt den Markenkern des ORF, die Unabhängig­keit und höchste Qualität der Recherche“wahren müsse. Dass der ORF sowohl bei einer Rede von Bundeskanz­ler Christian Kern als auch bei der Glawischni­g-Pressekonf­erenz massive Probleme in Bild und/oder Ton hatte, müsse Programmdi­rektorin Kathrin Zechner erklären, verlangte er. Weitere Schwerpunk­te: Digitalisi­erung und Personalma­nagement. Denn ab 2020 drohen durch Pensionswe­llen ernsthafte Nachbesetz­ungsproble­me.

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Erich Fenninger geht, weil im ORF in puncto Newsroom und Strukturre­form nichts weitergeht
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Neuer roter Freundeskr­eis-Chef: PR-Berater Heinz Lederer

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