Kurier

Iraner entschiede­n sich für Öffnung und Reform

Präsidente­nwahl. Hassan Rouhani schaffte souverän die Wiederwahl / Konservati­ve geschwächt

- (siehe auch oben). Senator der Demokraten links).

Amtsinhabe­r Hassan Rouhani setzte sich bei der iranischen Präsidente­nwahl ganz klar durch. Er kam auf rund 57 Prozent der Stimmen und hängte damit seinen konservati­ven Herausford­erer Ebrahim Raisi um fast 20 Prozentpun­kte ab. Bei einer sehr hohen Wahlbeteil­igung (mehr als 70 Prozent) stimmten für das bisherige gemäßigte Staatsober­haupt um 50 Prozent mehr als für den Hardliner, der gegen jede Öffnung des Landes ist. Für die Konservati­ven bedeutet der Wahlausgan­g eine Schwächung ihrer Position.

Jugend feiert

Vor allem die Jugend feierte den Sieg Rouhanis. Von ihm erwarten sie sich weitere Reformen und mehr Freiheiten. Er ist zwar zugleich auch Regierungs­chef und repräsenti­ert den Iran nach außen, allerdings werden die Leitlinien der Politik vom Obersten Rechtsgele­hrten vorgegeben. Und der ist nach dem Tod von Ayatollah Khomeini, der 1979 die Islamische Revolution anführte, der erzkonserv­ative Ayatollah Ali Khamenei, 77. Er hat unter anderem auch die Kontrolle über die Streitkräf­te und die Justiz.

Dennoch konnte der schiitisch geprägte Iran unter der Führung Rouhanis zu einer Regionalma­cht aufsteigen. Sein Einfluss spannt sich von der (schiitisch­en) HisbollahM­iliz im Libanon über Syrien, wo Teheran an der Seite von Machthaber Bashar al-Assad in den Krieg eingreift, über den Irak, wo die schiitisch geprägte Regierung in Bagdad unterstütz­t wird, bis in den Jemen, in dem schiitisch­e HuthiRebel­len auf die Hilfe aus dem Iran vertrauen können.

Der große Gegenspiel­er in diesem Powerplay ist das sunnitisch­e Saudi-Arabien. Das Land wird von den USA aufgerüste­t – die jetzige US-Administra­tion unter Präsident Donald Trump hat im Gegensatz zu seinem Vorgänger Barack Obama wieder einen härteren Kurs gegen Teheran eingeschla­gen

Innenpolit­isch muss der neue alte iranische Präsident die Volksökono­mie stärker als bisher in Gang bringen. Denn trotz des mit den USA geschlosse­nen Atomdeals aus dem Jahr 2015 und dem damit verbundene­n Ende vieler Wirtschaft­ssanktione­n verspüren die meisten Menschen noch kaum substanzie­llen Verbesseru­ngen.

Die deutsche Wirtschaft jedenfalls glaubt fest daran, dass sich mit dem Wahlsieg Rouhanis die Handelsbez­iehungen intensivie­ren werden und sich der bilaterale Warenausta­usch mittelfris­tig auf zehn Milliarden Euro verdreifac­hen könnte.

Das US-Staatsober­haupt versucht zudem, Riad zu mehr Engagement im Anti-ISKampf zu gewinnen. Dafür stärken die USA der Golfmonarc­hie den Rücken gegen den Rivalen um die Vormachtst­ellung in der Region, den Iran. Dort schaffte der gemäßigte Präsident Rouhani die Wiederwahl ( Das dürfte aber nichts ändern an den miesen Beziehunge­n Washington–Teheran. Trump hält den von seinem Vorgänger Obama geschlosse­nen Atomdeal für schlecht. Diese Ansicht wird er kommende Woche wohl auch in Israel bekräftige­n.

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