Erinnerung an die Vertriebenen
Exil.arte. Musiker, die im Dritten Reich als „entartet“galten
Als Egon Wellesz, Jude und Verfasser „entarteter“Musik 1938 nach England emigrieren musste, galt er vielen als einer der bedeutendsten lebenden Komponisten Österreichs. Soeben hatten die Wiener Philharmoniker seine Symphonische Suite „Prosperos Beschwörungen“uraufgeführt, seine Oper „Die Bakchantinnen“ging einige Jahre zuvor in der Wiener Staatsoper über die Bühne.
Im englischen Exil hielt der 1885 geboren Wiener, der bei Arnold Schönberg studiert hatte, Vorlesungen in Cambridge und wurde 1939 an die Universität Oxford berufen, deren Ehrendoktor er bereits 1932 – als erster österreichischer Komponist nach Joseph Haydn – geworden war. Nach Wien zurückgekehrt ist Wellesz, der 1946 die britische Staatsbürgerschaft erhalten hatte und 1974 ebendort starb, erst nach seinem Tod – in ein Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof.
Wieder in Wien
Wellesz und anderen Exilmusikern widmet sich exil.arte, das Zentrum für Exilmusik der mdw unter der Leitung von Gerold Gruber.Unter anderem präsentiert das Zentrum in den Räumen der Musikuniversität in der Lothringerstraße das Klavier von Egon Wellesz erstmals der Öffentlichkeit. Ziel von exil.arte ist eine wissenschaftliche und künstlerische Auseinandersetzung mit KomponistInnen und MusikerInnen, die von den Nationalsozialisten vertrieben, verfemt und er- mordet wurden. Dazu gehört auch die Auswertung von Vor- und Nachlässen, die dem Zentrum zur Verfügung gestellt werden, sowie deren Präsentation in Konzerten, Workshops, Symposien, Ausstellungen etc. Ein besonderer Fokus wird auf jene ProfessorInnen und StudentInnen gelegt , die von den Nazionalsozialisten vetrieben wurden.Die Eröffnungsausstellung „Wenn ich komponiere, bin ich wieder in Wien“ist ab 23.Mai zu sehen. Eröffnung ist am 22. Mai um 19.00 Uhr im Franz Liszt-Saal, unter anderem mit Musik von Walter Arlen, Julius Bürger, Georg Tintner, Vally Weigl, Egon Wellesz. Der Eintritt ist frei.