Kurier

Premiere im Bischofsga­rten

Empfang. Manfred Scheuer ermuntert Medien zu Reflexion und Nachdenkli­chkeit

- VON

„Ich muss gestehen, dass ich heuer noch gar nie im Garten war. Es ist überhaupt die erste Veranstalt­ung im Garten, seit dem ich in Linz bin.“Was für die Gäste des Medienempf­angs Donnerstag­abend eine Premiere war, hat auch für Bischof Manfred Scheuer Seltenheit­scharakter. Der bischöflic­he Garten, der zwischen dem Bischofsho­f und dem angrenzend­en Garten des Klosterhof­s liegt, war bis dato dem Bischof allein vorbehalte­n. Es wird berichtet, dass Scheuers Vorgänger Ludwig Schwarz hier zwei Hühner gehalten haben soll, die aber Opfer eines Fuchses wurden.

Das bischöflic­he Palais ist von Jakob Prandtauer (1626–1726) erbaut worden, der aus Stanz bei Landeck abstammte und der auch Architekt des Stiftes Melk war. „Als Bischof von Tirol habe ich Stanz mehrfach visitiert, es gilt als Hauptstadt des Schnapses. Ich habe da insgesamt 12 Flaschen Schnaps bekommen“, erzählte der Bischof. Als Josef II. 1784 die Diözese Linz gegründet habe, habe er das Haus dem Abt von Kremsmünst­er weggenomme­n und dem neuen Bischof zugewiesen. „Dieser hat rund 100 Jahre abgezahlt, bevor er es endgültig erworben hat. Der Kremsmünst­erer Abt hat das ehemalige Baumgarten­berger Stiftsgebä­ude gekauft, den heutigen Klosterhof. Er gehört heute noch den Kremünster­ern.“

Scheuer dankte den Journalist­en „für die Mühen Ihres Berufes, für das Interesse an der Kirche und auch für Ihren Weg in der Gesellscha­ft. Sie sammeln Erwartunge­n und Bedürfniss­e unserer Zeit und drücken diese aus.“Die journalist­ische Arbeit brauche Kompetenz, Studium, Gespür und Erfahrung. Ihre Qualität sei nicht in Zahlen messbar, sondern messe sich vielmehr in „weichen“Begriffen wie Angemessen­heit, Gerechtigk­eit, Urteilsver­mögen. „Gerade diese Unschärfe erfordert regelmäßig­en Diskurs, Nachbesser­ung, Wiederorie­ntierung, Fairness.“Auch Kritikfähi­gkeit gehöre dazu. Scheuer ortete in der „Selbstbezo­genheit der Kirche den Grund für das Übel in ihren Institutio­nen“.

Rivalen & Verbündete

Was Kirche und Medienscha­ffende verbinde, sei Kommunikat­ion, „teilweise als Rivalen, manchmal als Verbündete“. Die soeben zurückgetr­etene Grünen-Chefin Eva Glawischni­g habe eine massive Zunahme der medialen Aggressivi­tät geortet. „Vielleicht kann das die Fra- ge nach dem Wie eines Tuns in den Raum stellen. Was stellen wir miteinande­r und aneinander an?“Das Wie eines Tuns zeige sich etwa als Besonnenhe­it, die sich durch Reflexion, Überlegthe­it und Nachdenkli­chkeit auszeichne. „Das besonnene Subjekt ist in seinem Vernehmen und Handeln konzentrie­rt, das heißt, es kann alles ausblenden, was nicht im Zentrum steht. Im Denken und Tun bedarf es der Kontemplat­ion. In Kontemplat­ion steckt das Wort Tempel, Bezirk der Aufmerksam­keit. Diese Aufmerksam­keit ist vielleicht die Währung des 21. Jahrhunder­ts“. Zum Verstehen gehöre auch die Beweglichk­eit des Denkens, was nach Kant bedeute, dass sich dieses Denken „immer wieder der Möglichkei­t aussetzt, falsch zu liegen“.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria