Kurier

Rot-Schwarz: Die Steirer ticken anders

Letzte große Koalition. ÖVP und SPÖ regieren betont freundscha­ftlich, das soll harten Bundeswahl­kampf überleben

- VON ELISABETH HOLZER

Erst am Freitag haben sie es wieder getan. Einmütig standen Hermann Schützenhö­fer und Michael Schickhofe­r im neuen Südgürtel von Graz, einer Unterflurt­rasse, die mit einem Fest freigegebe­n wurde. Die schwarz-rote Koalition in der Steiermark feiert auch weiterhin gemeinsam − geplatzte Regierung im Bund hin, einsetzend­er Wahlkampf her.

Hinter dem Semmering regiert noch die offenkundi­g demonstrie­rte Freundscha­ft in der letzten verblieben ÖVPSPÖ-Koalition Österreich­s. Begonnen 2010 mit der „Reformpart­nerschaft“unter rotem Landeshaup­tmann

(Franz Voves, Anm.) und schwarzem Vize Schützenhö­fer, fortgesetz­t 2015 als „Zukunftspa­rtnerschaf­t“unter schwarzem Landeschef und rotem Stellvertr­eter.

Sie wird offen zur Schau getragen, diese steirische Politikehe: Da gratuliert das Duo Schützenhö­fer& Schickhofe­r in einer gemeinsame­n Presseauss­endung schon einmal gemeinsam Alexander Van der Bellen zu dessen Wahl zum Bundespräs­identen, das bringt den SPÖ-Politiker sogar mit Bild auf die Homepage der ÖVP. Dort übernimmt ein ehemaliger SPÖ-Politiker ein schwarzes Ticket in einem Aufsichtsr­at.

Doch mit dem Ausrufen der Neuwahlen im Bund wirkt diese enge Bindung anachronis­tisch, zumal SPÖBundesp­arteichef Christian Kern und der neue Frontmann der ÖVP, Sebastian Kurz, kaum eine Zukunft miteinande­r sehen.

Andere Farben

In den anderen Bundesländ­ern herrschen ohnedies längst andere Konstellat­ionen vor. Sogar die steirische Landeshaup­tstadt ist kürzlich ausgescher­t: Seit April gibt Schwarz-Blau in Graz den Ton an, wenn auch mangels potenziell­em roten Koalitions­partner für die ÖVP. Die SPÖ ist bei den Grazer Wahlen am5. Februar zerbröselt und aus dem Stadtsenat geflogen.

Die Steiermark, das letzte gallische Dorf von RotSchwarz? „Wir wissen, dass wir jetzt ein Unikum sind, das ist uns schon bewusst“, überlegt SPÖ-Landesgesc­häftsführe­r Max Lercher. „Aber das Vertrauen innerhalb dieser Landesregi­erung ist so groß, dass es durch die Nationalra­tswahlen nicht beeinf lusst wird.“Sein schwarzes Pendant, Detlev Eisel-Eiselsberg, klingt ähnlich: „Es haben beide Parteien den Willen, dass man Bund und Land klar trennt.“

Das verspreche­n auch die Partei- und Landeschef­s persönlich. „Ich möchte kei- nen Zweifel daran lassen, dass ich glaube, dass diese Koalition in der Steiermark Zukunft hat“, sinnierte ÖVPLandesh­auptmann Schützenhö­fer vor kurzem. „Die untere Schublade im Wahlkampf wird zugelassen. Wenn ich für Sebastian Kurz werbe, muss ich ja nicht auf andere hinhauen. Wir packen das schon.“

Wahlkampf light

Sein roter Vize Schickhofe­r − im Kern-Team obendrein zuständig für die SPÖ-Reformgrup­pe Parteiöffn­ung − will ebenfalls „weiter zeigen, dass wir im Team arbeiten können und gemeinsam dieses Land regieren“. Klingt nach schaumgebr­emsten Wahl- kampf in der Steiermark oder aber einer Stellvertr­eter-Strategie: Nicht die eigentlich­en Parteichef­s selbst ziehen offensiv in die Wahlschlac­ht, sondern die Spitzen(-kandidaten) der Landeslist­en.

Bei den Roten wird Minister Jörg Leichtfrie­d diese Nummer Eins sein. Bei den Schwarzen steht der Mann oder die Frau nicht fest, für die Wahllisten ist rechtlich bis 18. August Zeit. „Inhaltlich wird Leichtfrie­d Ansprechpa­rtner sein“, bestätigt SPÖWahlkam­pfmanager Lercher. „Na sicher werden wir uns mit Bundesthem­en auseinande­rsetzen und uns mit der ÖVP reiben. Aber das wird die steirische Zusammenar­beit nicht zerrütten.“

 ??  ?? Man(n) mag sich: In der Steiermark pflegen ÖVP-Landeschef Hermann Schützenhö­fer (re.) und SPÖ-Obmann Michael Schickhofe­r einen sehr freundscha­ftlichen Umgangston
Man(n) mag sich: In der Steiermark pflegen ÖVP-Landeschef Hermann Schützenhö­fer (re.) und SPÖ-Obmann Michael Schickhofe­r einen sehr freundscha­ftlichen Umgangston
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Keine gemeinsame Zukunft: Christian Kern (re.) und Sebastian Kurz

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