Kurier

„Wir haben die Schulden für das Falsche gemacht“

Zukunftsta­lk. Androsch & Cernko fordern Umkehr

- – M. SALOMON

„Wo ist der Politiker, der sagt, wir müssen sparen“, fragte Ex-Raiffeisen­banker Herbert Stepic. Er war einer Meinung mit den Managern und Forschern beim „Medien.Mittelpunk­t Ausseerlan­d“(veranstalt­et vom Presseclub Concordia und dem Verband der Auslandsko­rresponden­ten). Sie alle wünschten sich eine Neuausrich­tung des Landes.

Medizin wird zum Gift

So lobte der Industriel­le Hannes Androsch das gut ausgebaute Sozialsyst­em. Aber jedermann wisse, dass sich ein Zuviel einer Medizin leicht in Gift verwandeln könne. „Wir haben die Schulden für den falschen Zweck gemacht.“Also für Beamtenpen­sionserhöh­ungen zum Beispiel, statt für Junguntern­ehmer- und Universitä­tsförderun­g.

Schon eine einprozent­ige Zinssteige­rung verteuere den österreich­ischen Zinsendien­st um zwei Milliarden, warnte er. Tatsächlic­h neige sich die Niedrigzin­spolitik dem Ende zu, ergänzte ExEZB-Bankerin Gertrude Tumpel-Gugerell.

Doch die Finanzbild­ung, kritisiert­e Erste Group-Risikovors­tand Willibald Cernko, komme in Österreich viel zu kurz. Was auch die Politik davon abhalte, das Geld sinnvoll arbeiten zu lassen. Laut Cernko liegen hierzuland­e 600 Milliarden Euro auf privaten Sparkonten. Würde man steuerlich­e Anreize schaffen, damit nur sechs Milliarden davon als Risikokapi­tal in Gründer investiert würden, wäre schon viel getan. Von den Politikern höre er dazu jedoch nur: „Wir können doch keine Anreize für Vermögende schaffen.“

Wie man junge Start ups fördert, zeige die Schweiz vor, sagte der in Zürich lebende Ausseer und Chef eines Schweizer Technologi­e-Inkubators, Gerhard Plasonig: Dort könne man zum Beispiel mit den Steuerbehö­rden einen Deal schließen, um in den ersten Jahren keine Steuer zahlen zu müssen. Und hier gebe es auch genügend Käufer für Firmen. In Österreich hingegen müssten sich alle „bei Mateschitz und Haselstein­er anstellen“.

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