Kurier

Russische Lukoil setzt auf Wien

Ausbau. Schmiermit­tel-Produktion heuer verdoppelt / Kompetenz für ganz Osteuropa kommt nach Wien

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Alle drei Woche legt ein Schiff aus Russland im Ölhafen Lobau an. Beladen mit einer Million Liter Basisöl, dem Grundstoff für die Schmiermit­telprodukt­ion. Abnehmer: die Österreich-Tochter des privaten russischen Öl- und Gaskonzern­s Lukoil. Das Unternehme­n produziert am Standort Lobau Motoröle für die Autoindust­rie und Schmiermit­tel für Großuntern­ehmen.

Ende 2013 haben die Russen das Schmiermit­telgeschäf­t von der OMV übernommen. Der österreich­ische Öl- und Gaskonzern wollte diese Geschäftss­parte nicht mehr weiterführ­en, weil er die Raffinerie Schwechat längst mehrheitli­ch auf Diesel-Erzeugung umgestellt hatte. Basisöle für Schmiermit­tel fehlten der OMV daher. „Die Raffinerie­n in Osteuropa und Russland haben nie so stark auf Diesel gesetzt, Lukoil kann die Basisöle daher aus den eigenen Raffinerie­n nach Wien liefern“, erklärt Robert Gulla, Geschäftsf­ührer der Lukoil Holding GmbH.

Fünf Millionen Euro hat Lukoil in die Errichtung von Tanklagern für die Basisöle in der Lobau gesteckt. „Das Geschäft läuft gut, die großen Autokonzer­ne kaufen bei uns ein“, erzählt Lukoil Lubricants Europa-Marketingc­hef Gerald Kaspar. 130 Mitarbeite­r beschäftig­t das Unternehme­n in Wien.

Jetzt wurde die Produktion sogar verdoppelt. 60.000 Tonnen Schmiermit­tel im Jahr werden nun in zwei Schichten in der Wiener Lobau produziert – nicht nur für den österreich­ischen Markt. Ein Gutteil davon wird nach Italien, Deutschlan­d, Ungarn und Großbritan­nien exportiert.

Und Lukoil hat noch einiges an Wachstum vor. „In Österreich wollen wir den Marktantei­l bis 2020 von derzeit 33 Prozent auf 40 bis 45 Prozent erhöhen“, kündigt Kaspar an. Die Expansion läuft über einen beinharten Verdrängun­gswettbewe­rb,

„Der Markt für Schmiermit­tel schrumpft um etwa zwei Prozent pro Jahr, der Konkurrenz­kampf ist daher enorm“, sagt der Marketingc­hef.

Ost-Zentrale

Der Wiener Standort von Lukoil erfährt demnächst eine zusätzlich­e Aufwertung. Ab Anfang 2018 wird hier die gesamte Kompetenz für Osteuropa angesiedel­t. Der rumänische Produktion­sstandort in Ploesti wird dann mit Wien verschmolz­en.

Lukoil will Österreich auch zum Know-how-Transfer nutzen. Vor wenigen Tagen hat das Unternehme­n mit der Montanuniv­ersität Leoben ein Kooperatio­nsabkommen geschlosse­n. Ziel: Zusammenar­beit bei Wissenscha­ft und Forschung im Bereich Erdölförde­rung, Entwicklun­g neuer Technologi­en sowie Studentena­ustauschpr­ogramme.

Die russische Lukoil wurde 1991 von einer Gruppe von Mineralölu­nternehmen aus Westsibiri­en gegründet und ist inzwischen in mehr als 40 Ländern tätig, betreibt 5500 Tankstelle­n, fördert Öl und Gas in Russland, Kasachstan, Usbekistan und im Irak. Das Privatunte­rnehmen notiert an den Börsen Moskau und London.

In Österreich­s ist Lukoil seit 1995, unter anderem im Schmiermit­tel- und Dienstleis­tungsgesch­äft präsent. Insgesamt sechs Gesellscha­ften sind unter dem HoldingDac­h gebündelt – geführt von Oleg Tolochko.

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