Kurier

Schlecht vermarktet

- JULIA SCHRENK julia.schrenk@kurier.at @juliaschre­nk Twitter:

Samstag, halb eins am Karmeliter­markt bei Buttersemm­el, Schnittlau­chbrot und Kaffee. Man lässt sich das Frühstück in der Sonne schmecken und sitzt danach noch bei einem zweiten Kaffee. Oder bei einem Spritzwein. Und manchmal sogar noch bei einem zweiten Spritzwein.

Und wenn man gut drauf ist, kauft man nach dem ausgedehnt­en Frühstück noch ein bisschen Gemüse zum Kochen. Weil ja Samstag ist. Und am Wochenende kann man sich ja auch einmal etwas gönnen.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich kaufe am Markt meistens nur am Wochenende ein. Unter der Woche, wenn keine Zeit zum Kochen bleibt, bin ich eher im Schanigart­en anzu- treffen. Und so wie bei mir, dürfte das bei immer mehr Gästen sein.

Marktstand­ler vom Schwender-, Meidlinger und Karmeliter­markt sammelten bereits Unterschri­ften gegen die „veraltete“Marktordnu­ng: Denn nur ein Drittel der Stände eines Marktes darf mit Gastronomi­e-Konzession geführt werden. Die Folge: Standler, die eigentlich Lebensmitt­el verkaufen, bieten trotzdem immer öfter Sitzplätze an.

Das Marktamt kontrollie­rt – und straft. Ein Markt sei schließlic­h primär eine Handelszon­e und keine Fressmeile. Doch die Standler vom Volkertmar­kt in der Leopoldsta­dt fordern nun, dass diese Begrenzung aufgehoben wird. Vom Kleinhande­l könne – abgesehen vom Samstag – kein Marktstand­ler mehr leben. In den Supermärkt­en gibt es Brot, Gemüse und Fleisch zwar nicht besser, aber billiger zu kaufen. Zum Kochen unter der Woche habe (nehme sich) ohnehin kaum jemand Zeit. Die „verschärft­e, aber formal korrekte“Durchsetzu­ng der Marktordnu­ng gefährde die Märkte.

Dem Marktamt kann man keinen Vorwurf machen, es vollzieht die Gesetze. Aber die Wiener Politik –zuständig ist Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) – sollte sich dieses Themas endlich annehmen und die Marktordnu­ng entrümpeln. Denn wenn nicht, werden die Märkte vermutlich noch früher sterben. Und wir wissen ja: Wer früher stirbt, ist länger tot.

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