Kurier

Der Blick über den Tellerrand

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Mit dem scheidende­n FC-Basel-Coach Urs Fischer könnte bald der nächste Schweizer in Österreich arbeiten. Der Zürcher wird als einer der Kandiaten auf den Trainerpos­ten bei Rapid gehandelt. In jedem Fall wird allerdings ein Österreich­er weiterhin in der Schweiz arbeiten. Markus Hoffmann, bisher Assis- tenz-Trainer in Basel, wird künftig unter dem neuen Trainer Giorgio Contini beim FC St. Gallen engagiert sein.

Seinen „Chef “in Basel beschreibt der Salzburger Hoffmann so: „Urs Fischer ist sehr bodenständ­ig, ein akribische­r Detail-Arbeiter, und er hat eine unglaublic­h hohe soziale Kompetenz. Er ist eine Trainer-Aktie, die nicht nur für Rapid interessan­t ist.“

Auf die Zeit in Basel kann Hoffmann doch mit einigem Stolz zurückscha­uen. Gelingt am Donnerstag im Cupfinale gegen Sion ein Sieg, so hatte der 44-Jährige seit 2012 bei insgesamt fünf Meistertit­eln und zwei Cupsiegen seine Finger im Spiel. Unterbroch­en wurde seine Zeit beim Schweizer Serienmeis­ter durch ein einjährige­s Intermezzo bei Spartak Moskau, wohin er Cheftraine­r Murat Yakin 2014/’15 folgte, nachdem er auch unter diesem in Basel gearbeitet hatte. In die Schweiz geholt wurde Hoffmann von Yakins Vorgänger Heiko Vogel im Jänner 2012.

Und er erinnert sich noch zu gut daran, wie das Engagement zustande gekommen ist. „Ich hatte damals die UEFA-A-Lizenz in der Hand und war Trainer in der Regionalli­ga bei Seekirchen. Trotzdem habe ich überspitzt formuliert zu mir gesagt: ,Du weißt nichts über Fußball.‘ Ich wollte wissen, wie man internatio­nal arbeitet.“

Den Blick hinter die Kulissen erhielt er von Basel-Trainer Thorsten Fink und „Co“Vogel, die ihm eine Hospitatio­n gewährten. „Ich wollte da nicht nur hinfahren und zuschauen. Das wäre zu wenig, um zu lernen. Ich habe mich vorbereite­t, indem ich mir zehn Spiele des FC Basel angeschaut habe – einfach um vor Ort mit den Trainern über ihre Mannschaft und über Systeme diskutiere­n zu können.“

Neue Chance

Nach zwei weiteren Wochen Hospitatio­n und dem Wechsel von Thorsten Fink zum HSV kam plötzlich das Angebot. „Vogel wurde zum Cheftraine­r und hat mich gefragt, ob ich Lust habe, Co-Trainer zu werden.“Nach 20 Jahren im Zivilberuf wurde der ehemalige Stürmer von Braunau und Wacker Burghausen zum Profi. Seither hat er noch mehr Zeit, um sich möglichst viel Wissen über den Fußballspo­rt anzueignen und sich auszutausc­hen. Etwa mit Zo- ran Barisic, mit dem er den Kurs zur UEFA-Pro-Lizenz besucht hat. Dabei hat er die Erfahrung gemacht, dass in der Schweiz zu diesem Zeitpunkt ein bisschen profession­eller gearbeitet wurde. „Beim Austausch merkt man, dass es Dinge gibt, die im Ausland seit Jahren gang und gebe sind, die in Österreich zu diesem Zeitpunkt nicht beachtet wurden.“

Zum Beispiel? „In Österreich haben diese Saison plötzlich etliche Teams Dreierkett­e gespielt. Wenn man ein bisserl über den Tellerrand hinausscha­ut, stellt man fest, dass alle anderen eigentlich schon wieder davon weggehen. Etwa Juventus. Nur wir in Österreich beginnen damit, Dreierkett­e zu spielen.“Andere Länder seien da schon wesentlich innovative­r. „Wir sind manchmal so, dass wir einfach nachmachen, was wo anders passiert. Ich denke, dass man im Fußball innovativ sein muss, um sich einen Vorsprung zu erarbeiten.“

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