Jede zweite Zecke kann krankmachen Untersucht.
Die schädlichen Bakterien kommen häufiger vor als bisher angenommen. Tiere rasch zu entfernen, hilft
Es ist die kreisförmige Rötung, die vielen zuerst auffällt – und ein typisches Zeichen für die Borreliose ist, eine Infektionskrankheit, die von speziellen Bakterien (den Borrelien) aus dem Darmbereich von Zecken übertragen wird. Jährlich gibt es rund 70.000 Neuerkrankungen in Österreich.
Für eine neue Studie des Instituts für Hygiene und Angewandte Immunologie der MedUni Wien wurden 554 Zecken aus ganz Österreich auf das Vorkommen dieser und anderer bakterieller Krankheitserreger analysiert – bei fast jedem zweiten Von der FSME zu unterscheiden sind diese drei bakteriellen Krankheitserreger Ihre Häufigkeit in 554 Zecken (in Prozent): wurden sie fündig. Rund 26 Prozent der Spinnentiere waren mit Borrelien infiziert – das ist mehr als bisher vermutet. Den größten Anteil von Zecken mit Borrelien gab es in Vorarlberg, den geringsten in NÖ, sagt Hauptautorin Anna-Margarita Schötta.
Faktor Zeit
FSME-Neuerkrankungen 2016 / in Klammern: Vergleich 2015 Wird man von einer borrelieninfizierten Zecke gestochen, heißt das nicht, dass man sich automatisch mit den Erregern infiziert. „Nur bei rund zwei von 100 Betroffenen treten Symptome auf “, sagt der Mediziner Mateusz Markowicz vom Hygiene-Institut. Hier spielt auch der Faktor Zeit eine große Rolle: Während die FSME-Viren sofort beim Stechen übertragen werden, dauert es bei den Borrelien einige Zeit. Eine sichere Zeitspanne, bis es zur Übertragung kommt, kann man aber nicht definieren. Und: Nicht immer tritt die kreisrunde Rötung auf.
Die Forscher der MedUniWien erhoben auch noch die Häufigkeit anderer bakterieller Erreger: „Die in Österreich vorkommenden Rickettsien haben aber keine große Bedeutung – die meisten Menschen entwickeln keine Symptome.“Ähnliches gilt auch für das Bakterium Candidatus Neoehrlichia mikurensis – Menschen mit gesundem Immunsystem werden nicht krank, bei einem geschwächten Immun- system kann es u. a. zu hohem Fieber kommen.
Wie viele Zecken mit FSME-Viren kontaminiert sind (Auslöser der Gehirnund Hirnhautentzündung FSME), wurde in der Studie nicht untersucht. In regionalen Infektionsherden könnten bis zu 15 Prozent der Zecken Virenträger sein, sagte im März der Parasitologe Georg Duscher von der Veterinärmedizinischen Uni Wien.
Rasch entfernen
„Die neue Studie ist aber kein Grund zur Panik vor Zecken“, betonten Schötta und Markowicz unisono: „Aber sie bestätigt einmal mehr, wie wichtig es ist, die Zecken rasch zu entfernen.“Am bes- ten mit einer Pinzette so nah wie möglich an der Haut fassen und unter gleichmäßigem Zug herausziehen.
Wird eine bakterielle Infektion nicht rechtzeitig erkannt, kann sie zu schweren Erkrankungen wie Gelenksentzündungen, schmerzhaften Infektionen der Nervenwurzeln, Gehirnhautentzündung und Lähmungen führen, betont Markowicz. Behandlungen mit Antibiotika sind sehr wirksam – bei frühzeitigem Einsatz.
Die „Zeckenschutzimpfung“schützt nur vor der FSME, und nicht vor den Borrelien oder anderen Erregern: „Es gibt rund 20 verschiedene Borrelienarten, das erschwert die Entwick- lung eines Impfstoffes. Es wurde schon an Impfstoffen für den Menschen gearbeitet, aber diese Entwicklungen wurden gestoppt.“
Erwachsene, die interessiert sind, mit welchen Kranheitserregern „ihre“Zecke infiziert ist und ob sie selbst infiziert wurden (auch wenn sie keine Symptome haben) und Antikörper gebildet haben, können an einer Studie der MedUni Wien teilnehmen.