Kurier

Kern und Strache, die Annäherung

SPÖ-Gremien tagen. Heute fällt möglicherw­eise die erste Hürde auf dem Weg zu einer SPÖ-FPÖ-Koalition.

- VON MICHAEL BACHNER UND THOMAS MARTINZ

Heute beschließt die SPÖ einen Kriterienk­atalog für künftige Koalitione­n. Die FPÖ dürfte alle erfüllen.

Rund vier Stunden sind für Bundespart­eivorstand und -präsidium der SPÖ anberaumt, um eine eventuell schicksalh­afte Weichenst

elllung für die Sozialdemo­kraten vorzunehme­n. Die Parteigrem­ien beraten heute über den lang debattiert­en Kriterienk­atalog für potenziell­e Koalitions­partner, die Idee einer zusätzlich­en Mitglieder­befragung und die einzuschla­gende Linie im Wahlkampf gegen Hauptkonku­rrent Sebastian Kurz.

Angebot an Ex-Wähler

Über konkrete Koalitions­varianten soll zwar erst nach der Wahl am 15. Oktober gesprochen werden. Das wünscht sich die Parteispit­ze rund um Kanzler Christian Kern, um bei diesem heiklen Themader ÖVP keine Angriffsfl­äche im Wahlkampf zu bieten. Doch der Druck des rechten Lagers in der SPÖ, möglichst rasch ein Öffnungssi­gnal an ehemalige Wähler, die zu den Blauen übergelauf­en sind, auszusende­n, hat in den letzten Wochen enorm zugenommen.

So hat Burgenland­s Landeshaup­tmann Hans Niessl im KURIER deponiert, dass er eine Mitglieder­befragung vor der Wahl für nötig hält. Debattiere die SPÖ nämlich zu lange, komme Schwarz-Blau und es bliebe nur der Gang in die Opposition.

So ist davon auszugehen, dass der sieben Punkte umfassende Kriterienk­atalog, die Möglichkei­t einer Zusammenar­beit mit der FPÖ nicht mehr ausschließ­en wird. Dazu sollen dem Vernehmen nach zehn Punkte oder Projekte definiert werden, für die die SPÖ inhaltlich steht und die – wenn man so will – den Kriterienk­atalog ergänzen sollen.

No-na-Katalog

Der Katalog selbst ist offenbar wirklich so großzügig und breit formuliert, dass sämtliche im Parlament vertretene­n Parteien als künftige Koalitions­partner der SPÖ infrage kommen. „Er ist an alle gerichtet, die sich zur Neutralitä­t, der EU-Mitgliedsc­haft, der Gleichbeha­ndlung, Gleichbere­chtigung, der Chancengle­ichheit der Menschen, der Freiheit der Kunst und dem freien Bildungszu­gang bekennen“, sagt Kärntens Landeshaup­tmann Peter Kaiser, der das Konvolut ausgearbei­tet hat. Er schließt neben der FPÖ auch eine Dreierkoal­ition, etwa mit ÖVP und Grünen, nicht aus. In Kärnten habe man dieses „positive Beispiel“erstmals auf Ländereben­e umgesetzt.

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REUTERS / LEONHARD FOEGER
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SPÖ-Chef Kern, FPÖ-Chef Strache: Verhältnis steht vor Klärung

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