Beach Boys: Fun, fun in Stadthalle
Kritik. Die Beach Boys zeigten sich in der Wiener Stadthalle spielfreudig und nimmermüde.
Die Beach Boys wussten ihre Fans beim WienKonzert immer noch bestens zu unterhalten.
Mangelnde Ausdauer kann man den Beach Boys nicht vorwerfen: Als sie Montagabend zu ihrem Konzert in der Wiener Stadthalle F antraten, hatte die Band 41 Songs im Programm. Vor schlichter Kulisse mit ein paar Palmen und einer Leinwand für Fotos und Videos begann die Gruppe rund um das einzig verbliebene Gründungsmitglied, Sänger Mike Love, mit viel Tempo und Hits wie „Surfin' Safari“und „Little Honda“.
Längst sind – nach dem Tod der Brüder Carl und Den- nis Wilson, nach dem Love die Exklusiv-Rechte auf den Bandnamen bekam – jüngere Musiker zu den Beach Boys dazugekommen. Länger dienend ist nur Keyboarder Bruce Johnston, der 1965 einstieg – als Ersatz für Hauptsongwriter Brian Wilson, der sich damals vom Tourleben und der Öffentlichkeit zurückzog und nur mehr im Studio arbeiten wollte.
Markenzeichen
Aber diese runderneuerte Formation hat keine Mühe, den typischen Beach-BoysSurf-Sound so zu rekreieren, wie man ihn von den Platten aus den 60er-Jahren kennt. Denn sieben von acht Musikern spielen nicht nur ihr Instrument, sondern singen auch sehr gut. So bringen sie das Markenzeichen der Beach Boys, die vielstimmigen, hohen Chöre – zumindest für das Gros der Zeit – perfekt rüber. Der Bassist und der Gitarrist übernehmen viele der Falsett-Gesänge, während die Stimme von Mike Love mitunter angestrengt und unsicher klingt. Speziell, wenn sie solo eingesetzt und nicht vom Chor unterstützt wird.
Überraschend dabei: Die schwierigeren Chorpassagen mit den komplexeren Harmonien gelingen oft besser als eingängigere. Ein Höhepunkt ist das AcapellaStück „Their Hearts Were Full Of Spring“. Das ist ein Song der Vokal-Truppe The Four Freshmen, den Love und die Wilson-Brüder (seine Cousins) schon gesungen haben, bevor die Beach Boys existierten. Ihr Sound, erklärte Love, habe sie maßgeblich beeinf lusst.
Good Vibrations
Ebenfalls erstaunlich ist, wie viele Hits die Beach Boys hatten. Melodien, die man zwar schon lange nicht mehr im Kopf hatte, trotzdem aber noch von A bis Z mitsingen kann, wenn sie einmal angestimmt werden. Ein paar mehr davon hätten auch gut ans Ende der ersten Hälfte der Show gepasst. Da gab es nämlich ein paar Längen und ein bisschen zu viele der Videos von Stränden und glücklichen Surfern.
Doch was vor der Pause fehlte, kam geballt danach: „Kokomo“, „Help Me Rhonda“, „Sloop John B“, „Barbara Ann“und natürlich „Good Vibrations“. Und das Schöne daran: Zwar sehen die Beach Boys mit dem 76-Jährigen Love als Frontmann nicht mehr wirklich dynamisch aus. Aber zu hören war das nicht. Im Sound haben sie immer noch genug Drive, um ihr Publikum zweieinhalb Stunden lang gut zu unterhalten.