Kurier

Die Richtlinie­n der Politik bestimmt die FPÖ

- HELMUT BRANDSTÄTT­ER

SPÖ und ÖVP können nicht mehr miteinande­r. Also würden beide mit der FPÖ gehen. Inhalte? Schau ma.

Michael Häupl darf in der SPÖ noch mitreden, mitentsche­iden kann er nicht mehr. Die Sozialdemo­kraten werden heute gegen den Willen des Wiener Bürgermeis­ters offiziell die Tür zur FPÖ öffnen, in den Hinterzimm­ern gab es bis jetzt schon gute Kontakte. Wie so oft in der Politik wird man inhaltlich­e Argumente vorschütze­n, wo es nur um Macht und Taktik geht: Künftig hat nicht nur die ÖVP die Option einer Regierung mit der FPÖ, auch die SPÖ hält sich diese Machtvaria­nte offen. Damit wird Österreich zum Sonderfall in Europa. In Deutschlan­d denkt die CDU nicht im Traum an eine Zusammenar­beit mit der FPÖ-Schwesterp­artei AfD, die SPD sowieso nicht, auch nicht in einer Landesregi­erung. In Frankreich wurde Emmanuel Macron auch deshalb so stark, weil er sich klar gegen die EuropaFein­din und Strache-Freundin Marine Le Pen positionie­rt hat. Und in Großbritan­nien hat der Premiermin­isterin Theresa May der Ruf nach Einschränk­ung der Menschenre­chte eher geschadet als genutzt.

Bei uns werden nach der Wahl zwei ehemals staatstrag­ende Parteien einer FPÖ nachlaufen, die schon lange an den Menschenre­chten zweifelt und die immer wieder über einen EU-Austritt spekuliert, der unserer Wirtschaft massiv schaden würde. FPÖ-Chef Strache folgt auch der kleinen Minderheit von Wissenscha­ftern, die daran zweifelt, dass die Menschen den Klimawande­l beschleuni­gen. Dafür will er das Rauchen wieder fördern, auch eine Form von Gesundheit­spolitik. Strache ist auf den Spuren von Donald Trump, den er noch immer bewundert, wo schon fast alle verstanden haben, dass seine Wirtschaft­smaßnahmen den USA, aber auch Europa schaden werden. Von Trump profitiere­n nur Trump and Family. Und die FPÖ hat ein Freundscha­ftsabkomme­n mit der Partei von Wladimir Putin, jenem russischen Präsidente­n, der im Ausland Wahlen manipulier­t, was er zu Hause nicht nötig hat. Da lässt er einfach den wichtigste­n Opposition­ellen Alexej Nawalny verhaften.

Keiner wagt ein wirklich neues Projekt

Also: SPÖ und ÖVP haben sich zerkriegt, um nach den Wahlen um einen Partner zu werben, der inhaltlich jedenfalls in wichtigen Fragen der Außen- und Wirtschaft­spolitik weit weg von beiden ist. Sie wollen einfach nicht verstehen, dass die unbestritt­ene Stärke der FPÖ Ergebnis der Schwäche ihrer jahrzehnte­langen Politik ist. Und sie werfen lieber Grundsätze über Bord, anstatt über Alternativ­en nachzudenk­en. Der Wahlkampf beginnt erst, Wählerinne­n und Wähler sind unberechen­bar geworden, niemand kann heute sagen, wer Nummer 1 wird und wer eine Regierung bilden kann. Warum kämpft die SPÖ nicht um eine Mehrheit gegen Schwarz-Blau, warum sucht die ÖVP nicht Gemeinsamk­eiten mit den Neos, die direkt aus ihrer Mitte kommen und den Grünen, die auch recht bürgerlich sein können? Aber vielleicht kommt ja die FPÖ noch mit großartige­n Ideen zur Zukunft Österreich­s, damit wir uns dann endlich freuen können, dass die Freiheitli­chen die Richtlinie­n der Politik bestimmen.

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