Kurier

Gesamtschu­le könnte Reform noch zu Fall bringen

Abstimmung­smodus strittig. Grüne lehnen ersten Vorschlag der Regierung ab. Seit Dienstag wird wieder verhandelt

-

Eigentlich wäre man sich bei der Bildungsre­form ja einig. Die Bedingung der Grünen für ihre Zustimmung ist ein Start der Gemeinsame­n Schule in Vorarlberg, der in frühestens sieben Jahren Realität sein würde. Grüne, SPÖ und ÖVP sind sich auch einig, dass an den betroffene­n Schulen Lehrer und Eltern zustimmen müssen, wenn ihr Gymnasium Teil der Gemeinsame­n Schule werden soll. Soweit, so klar.

Doch die Grünen lehnten den ersten Vorschlag der Regierung, wie an den Schulen abgestimmt werden sollte, vehement ab. Was die Regierung da beschließe­n wolle, sei nur ein „Etikettens­chwindel“, sagte der Grünen-Klub- obmann Albert Steinhause­r nachgerade erbost. Denn die Grünen interpreti­eren den Regierungs­entwurf so: Die Hälfte aller Eltern Schule müssten mit Ja stimmen und nicht nur die Hälfte jener, die tatsächlic­h abgestimmt haben.

Steinhause­rs Argument: „Wenn nur 60 Prozent der Eltern zur Abstimmung gehen, liegen damit schon 40 Prozent Nein-Stimmen in der Urne. Das kann zu keiner Mehrheit führen.“

Spott und Hohn ernteten die Grünen für diese Argumentat­ion vom schwarzen ÖABB, aber auch vom Vorsitzend­en des Bundeselte­rnverbande­s, die den Grünen postwenden­d mangelndes De- mokratieve­rständnis warfen.

Die Grünen legten sogleich zwei alternativ­e Kompromiss-Vorschläge vor, was im Gesetz stehen sollte: Entweder, dass die Entscheidu­ng an den einzelnen Standorten nicht von einer Mehrheit Eltern und Lehrer getroffen werden soll, sondern von den jeweiligen gewählten Vertretern in den Schulgremi­en (Schulgemei­nschaftsau­sschuss in den AHS, Schulforum in den NMS). Dieses Modell habe nämlich die Volksparte­i ursprüngli­ch vorgeschla­gen, laut Grünen hatte man sich darauf auch geeinigt – was die Schwarzen wiederum dementiere­n.

Der zweite Vorschlag, der von den Grünen favorisier­t wird, ist eine landesweit­e Abstimmung unter allen Lehrern und Eltern von Kindern der ersten bis achten Schulstufe. Dann würde eine Modellregi­on entweder landesweit kommen oder nicht.

Die Schwarzen waren im Vorfeld der Verhandlun­gen wenig erfreut über das Nein der Grünen. Denn das vorliegend­en Abstimmung­smodell werde seit Jahren bei Schulversu­chen angewandt, und zwar problemlos. Für Schulversu­che wie „Ethik-Unterricht“ist sogar eine Zweidritte­lmehrheit von Eltern und Lehrern erforderli­ch.

Stimmt schon, kontern die Grünen, aber dieser Abstim- mungsmodus passe bei einer Abstimmung über das Schulsyste­m nicht, so Bildungssp­recher Harald Walser.

Am Dienstag endeten die Gespräche ohne Ergebnis, es wird aber weiterverh­andelt.

Die Darstellun­g der Regierung lautet: „Unser Vorschlag liegt am Tisch. Die Grünen können oder wollen dem in der derzeitige­n Situation nicht nähertrete­n.“

Die Gegendarst­ellung der Grünen: „Es gab keine Einigung, weil es keine Zusage der ÖVP gibt, dass nur die abgegeben gültigen Stimmen zählen. Wir erwarten nun eine neue Formulieru­ng der Regierungs­parteien. Dann reden wir weiter. Zeit ist noch lange.“

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria