Kurier

Die Hinrichtun­g von Kaiser Franz Josephs Bruder

Vor 150 Jahren. Kaiser Maximilian von Mexiko

- VON GEORG MARKUS

Er hätte ein Leben in Ruhe und Wohlstand führen können, doch Kaiser Franz Josephs Bruder Maximilian war ehrgeizig und fühlte sich zu Höherem berufen. Da erreichte den durchaus begabten Erzherzog in seinem Schloss Miramare bei Triest die obskure Aufforderu­ng des französisc­hen Kaisers Napoleon III., die mexikanisc­he Kaiserkron­e anzunehmen. Maximilian war begeistert, sollte er doch auf diese Weise wie sein Bruder Herrscher über ein großes Habsburger­reich werden. Doch das Abenteuer entwickelt­e sich zur gefährlich­en Falle, die vor 150 Jahren tödlich endete.

Kaiser Franz Joseph hatte seinen um zwei Jahre jüngeren Bruder eindringli­ch vor dem mexikanisc­hen Experiment gewarnt, doch Maximilian nahm die Herausford­erung an und fuhr in Begleitung seiner Frau Charlotte mit der Fregatte „Novara“von Triest aus nach Veracruz, wo er am 28. Mai 1863 zum ersten Mal mexikanisc­hen Boden betrat.

Träumereie­n

Seine Herrschaft stützte sich auf die Träume einer konservati­v-klerikalen Minderheit und auf die Macht französisc­her Kolonialtr­uppen. Napoleon III. hatte Maximilian, wohl wider besserem Wissen, zur Krönung in Mexiko ermuntert und zu seinem persönlich­en Schutz französisc­he Soldaten bereitgest­ellt.

Doch statt in Mexiko herzlich empfangen zu werden, geriet Maximilian in einen blutigen Bürgerkrie­g. Zwar wurde das neue Kaiserreic­h von den großen europäisch­en Mächten anerkannt, doch die amerikanis­chen Länder stan- den aufseiten des republikan­ischen Präsidente­n von Mexiko, Benito Juárez.

Dabei hatte Maximilian nur die besten Absichten für das Land. Er wollte eine liberale demokratis­che Verfassung verabschie­den, gründete eine Akademie der Wissenscha­ften, Museen und ein Kaiserlich­es Theater, baute Schlösser und Parks. Doch die von Bürgerkrie­gen geplagte Bevölkerun­g hatte ganz andere Sorgen, litt unter drückender Armut und beachtete den aus Österreich angereiste­n Kaiser kaum.

Als Napoleon III. 1866 seine Truppen aus Mexiko abzog, stand Maximilian über Nacht schutzlos da. Er lehnte die ihm angebotene Flucht ab, wurde gefangen genommen und von einem Kriegsgeri­cht zum Tod verurteilt. Am 19. Juni 1867 erfolgte in Querétaro die standrecht­liche Hinrichtun­g des erst 34-jährigen Kaisers. Gleichzeit­ig wurden zwei seiner Gefolgsleu­te, die Generäle Thomas Mejia und Miguel Maramon, erschossen.

Geistige Umnachtung

Maximilian­s sterbliche Überreste konnten ein Jahr nach seinem Tod in der Wiener Kapuzinerg­ruft beigesetzt werden. Seine Witwe Charlotte kehrte nach Europa zurück, wo sie in geistige Umnachtung fiel und den von ihr über alles geliebten Maximilian um 60 Jahre überlebte.

Für Kaiser Franz Joseph war die Hinrichtun­g seines ihm nahestehen­den Bruders einer der großen Schicksals­schläge seines Lebens.

georg.markus@kurier.at

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Er nahm ein tragisches Ende: Kaiser Maximilian, 1832–1867
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