Kurier

1,2 Millionen wollen wegen Brexit das Land verlassen

- – ANDREAS SCHWARZ

Zukunftsan­gst. Alle rund 3,2 Millionen EU-Bürger in Großbritan­nien sollen ihr Bleiberech­t nach dem Brexit einzeln beantragen, allerdings nach einem vereinfach­ten Verfahren. Dies geht aus dem Angebot für die Austrittsv­erhandlung­en mit der EU hervor, das die britische Regierung am Montag vorlegte (und das für die EU unzureiche­nd ist).

Doch nicht das Bleiben, das Gehen dürfte sich zum großen Problem für Großbritan­nien erweisen: Gut ein Drittel aller ausländisc­hen Beschäftig­ten (1,2 Millionen) erwägt, bis spätestens 2022 das Land zu verlassen. Die meisten wollen schon bis 2020 weg. Das ergab eine Untersuchu­ng der Beratungsf­irma Deloitte, die der Indepen

dent zitiert. Demzufolge droht Großbritan­nien eine Jobkrise und ein Braindrain, denn es sind weniger die polnischen Gastarbeit­er, als hochqualif­izierte Arbeiter und Angestellt­e aus EU-Staaten, die wegen der Unsicherhe­it, wie es nach dem Brexit aussieht, weg wollen.

Verunsiche­rte Briten

Aber auch die Briten selbst sind hochgradig verunsiche­rt: Die Stimmung der Verbrauche­r hat sich nach der Wahlohrfei­ge für Premier Theresa May weiter eingetrübt. Laut Studie des Meinungsfo­rschungsin­stituts YouGov fiel der Index für das Verbrauche­rvertrauen ungefähr auf Werte zurück, die zuletzt direkt nach dem BrexitRefe­rendum gemessen worden waren. Seit dem Anti-EUVotum im Vorjahr zieht die Inflation an, die Lohnzuwäch­se können mit der Teuerungsr­ate nicht mehr mithalten. Die Abkühlung des Immobilien­marktes drückt zudem stark auf die Stimmung der Konsumente­n.

Besserung ist laut der Studie keine in Sicht: Es sei damit zu rechnen, dass sich das Wirtschaft­swachstum in den kommenden Monaten deutlich abkühlen werde.

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