„Das ist ja eine Frechheit“: Flüchtlingshelferin Ute Bock feiert ihren 75. Geburtstag
Favoriten. Prominente Gratulanten und ein neues Bildungszentrum als Geschenk.
„Mama Bock“wird sie von ihren Schützlingen liebevoll genannt. Am Dienstag feierte die wohl bekannteste Flüchtlingshelferin Österreichs ihren 75. Geburtstag. Anlass für ein großes Straßenfest in der Favoritner Zohmanngasse, bei dem zahlreiche Prominente wie Schauspieler Josef Hader oder das ComedyDuo Maschek dem prominenten Geburtstagskind gratulierten.
Seit Jahrzehnten ist die Zohmanngasse eng mit dem unermüdlichen Wirken der gebürtigen Linzerin verbunden. Hier heuerte sie 1969 als Erzieherin im damaligen Gesellenheim an, dessen Leitung sie 1976 übernahm. In den 90er-Jahren wurde das Haus zunehmend Anlaufstelle für jugendliche Flüchtlinge aus Jugoslawien, aber auch aus Afrika. Im Jahr 2000 gründete sie schließlich den Verein „Flüchtlingsprojekt Ute Bock“, um sich nach ih- rer Pensionierung ehrenamtlich um ihre Schützlinge zu kümmern.
Und das allen Widrigkeiten zum Trotz: 1999 geriet das Heim ins Visier der umstrittenen Polizeirazzia „Operation Spring“, bei der etwa 30 Afrikaner wegen des Verdachts auf Drogenhandels verhaftet wurden. Immer wieder gab es auch Streitigkeiten mit Anrainern, die sich durch ihre Nachbarn gestört fühlten.
Gleichzeitig erlangten Bock und ihre unkonventionellen Spendenkampagnen (z. B. „Bock auf Bier“) vor allem unter jungen Menschen eine enorme Popularität.
Zuletzt wurde es ruhiger um Ute Bock. Seit einem Schlaganfall Ende 2013 ist sie auf einen Rollstuhl angewiesen. „Sie trägt ihre Erkran- kung aber mit Fassung, hat auch ihren markanten Witz nicht verloren“, sagt eine Mitarbeiterin. „Ich werd 75? Das ist ja eine Frechheit!“, kommentiert sie knapp und trocken ihren runden Geburtstag.
Bildungszentrum
Derzeit sind alle 70 Plätze im Ute-Bock-Haus mit Flüchtlingen belegt. „Obdach und Es- sen sind aber nicht genug. Es braucht auch Bildung“, betont eine Mitarbeiterin.
Deshalb gibt es für Ute Bock ein besonderes Geburtstagsgeschenk: Im Dezember eröffnet in der Inzersdorfer Straße das neue Bildungszentrum. Neben Deutschkursen wird es dort auch Kurse zur Berufsqualifikation, Nachhilfe und Hausaufgabenbetreuung geben.