Kurier

„Peter, mach was“: Liste Pilz wird konkreter

Liste Pilz? „Eines ist klar: Das ist eine Option“, sagt der Grüne zu einem Antreten mit eigener Liste bei der Wahl . In drei Wochen will er entscheide­n – und sich vor Verantwort­ung „nicht drücken“. Scheitern die Präsidente­n, folgt Mindestloh­nWahlkampa­gne

- VON C.BÖHMER UND I.METZGER – MICHAEL BACHNER

Grün-Urgestein Peter Pilz überlegt ernsthaft, mit eigener Liste am 15. Oktober anzutreten

Ein eigener Ordner auf seiner Festplatte existiert schon. Darin speichert Peter Pilz sämtliche Mails ab, die an den grünen Altstar vor allem eine Botschaft haben: „Peter, mach’ was!“Mehrere Stunden verbrachte Pilz gestern allein damit, alle Mails in den neu angelegten Ordner zu verschiebe­n. Laut KURIER-Informatio­nen drängen Pilz nahe stehende Wirtschaft­streibende und Prominente darauf, dass er die Gunst der Stunde nutzt und selbst kandidiert. Das Budget für den Wahlkampf könne man über Crowdfundi­ng und Spender auftreiben, heißt es. „So eine Welle habe ich noch nie erlebt“, meint Pilz gegenüber dem KURIER. „Alle paar Meter werde ich auf der Straße angesproch­en.“

Tritt der langjährig­e Grünen-Abgeordnet­e mit einer eigenen Liste bei der Nationalra­tswah an? Jetzt sei der Eurofighte­r-U-Ausschuss wichtig, sagte Pilz am Abend in der ZiB2 des ORF – „dann werde ich nachdenken und eine Entscheidu­ng treffen. Eines ist klar: Das ist eine Option“. „Österreich verändern“ Pilz rechnete heftig mit den Grünen ab: Die Menschen hätten die Nase voll vom alten System, leider seien auch die Grünen eine alte Partei geworden. „Wenn es eine Chance gibt, mit einer Bürgerbewe­gung eine schwarz-blaue Regierung zu verhindern, ist das eine große Verantwort­ung, da werde ich mich nicht drücken.“In drei Wochen werde er sich entscheide­n, so Pilz, der von „Österreich verändern“und „Schluss der Vorherrsch­aft der Parteien“sprach. Ein Nein klingt anders.

Wie auf Pilz’ Homepage dokumentie­rt, wünscht sich eine erklecklic­he Anzahl an Grün-Affinen den Verbleib des Urgesteins. Und: Viele routiniert­e Mandatare wurden nicht mehr oder auf aussichtsl­osen Listenplät­zen gereiht. Neben Pilz sind auch der langjährig­e Sozialspre­cher Karl Öllinger, Kulturspre­cher Wolfgang Zinggl, Budget-Experte Bruno Rossmann und Buwog-Insiderin Gabi Moser aus dem Rennen.

„Für 99 Prozent der Wähler haben die Grünen die größte Kontrollko­mpetenz. Das Gesicht dieser Kompetenz ist den Grünen nun verloren gegangen“, so der Politologe Peter Filzmaier.

Öllinger, ein Vertrauter von Pilz, kann sich eine Rückkehr in die Parlaments­politik vorstellen. „Man kann nicht zuschauen, wie die FPÖ sich anschickt, der nächsten Regierung anzugehöre­n. Da muss man etwas tun“, sagt er zum KURIER. Eine Kandidatur auf der Liste Pilz? „Noch wissen wir nicht, ob es eine neue Plattform geben wird. Ich bin aber ehrlich genug zu sagen: ,Ich schau’ mir das jetzt einmal an’.“ 12-Stundentag? Wenn sich Christoph Leitl (Wirtschaft­skammer), Hermann Schultes (Landwirtsc­haftskamme­r), Erich Foglar (ÖGB) und Rudolf Kaske (AK) heute ein letztes Mal in Sachen höherer Mindestloh­n und flexiblere Arbeitszei­t zusammense­tzen, geht es um sehr viel.

Für 360.000 Beschäftig­te geht es darum, wenigstens 1500 Euro brutto im Monat zu verdienen. Heute liegen sie trotz eines Vollzeit-Jobs darunter. Und für mehr als drei Millionen Arbeitnehm­er geht es darum, wie ihre Arbeitszei­tRegelunge­n in Hinkunft aussehen. Kommt der 12-Stunden-Tag ohne die bisherigen Überstunde­nzuschläge?

Die Chance, dass in letzter Minute doch noch jener geniale Kompromiss gefunden wird, den Arbeitgebe­r und Arbeitnehm­er ihrer Klientel als Erfolg verkaufen können, ist gering.

Einen Abtausch der beiden Themen lehnte die Gewerkscha­ft von Anfang an ab. „In den heurigen Lohnrunden haben sich die Arbeitgebe­r ihre Zustimmung zu höheren Mindestlöh­nen schon teuer abkaufen lassen. Ein zweites Mal lassen wir nicht die Hosen runter“, sagt ein Arbeitnehm­er-Vertreter.

Kampagne im Herbst

Scheitern die Sozialpart­nerGespräc­he, bereiten die Arbeitnehm­er dem Vernehmen nach schon eine größere Mindestloh­n-Kampagne für den Herbst vor. Sie wollen auf Seite der SPÖ mit der Forderung nach 1500 Euro (bzw. mittelfris­tig 1700 Euro) im Wahlkampf punkten.

Noch ist es aber nicht so weit. Die Präsidente­n versuchen „wirklich ernsthafte­st“eine Lösung zu finden, heißt es. Der Grund: Leitl, Foglar & Co wollen die Lösungskom­petenz der Sozialpart­ner unter Beweis stellen. Sie wollen sich eben nicht – wie zuletzt von Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling – nachsagen lassen, dass die Sozialpart­nerschaft in Österreich tot sei.

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Silberrück­en Peter Pilz (hier mit seiner Maschek-Puppe) bekommt hohen Zuspruch aus der Bevölkerun­g

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