Kritik an der Rettungsgasse wächst
Belege zeigen: Einsatzkräfte sind nicht schneller am Unfallort als über den Pannenstreifen
lich 1,5 Kilometer. Die Feuerwehrleute mussten aussteigen und auf der Autobahn rangieren, wie ein Video zeigt. Als sie am Einsatzort waren, wartete dort bereits ein ausgebranntes Fahrzeug.
„Hat nie funktioniert“
Nach den neuerlichen Ereignissen kam zuletzt der laute Ruf nach einer Reform der Regelung. „Man muss es ganz klar aussprechen: Die Rettungsgasse hat bei uns noch nie funktioniert“, sagte der Bezirksfeuerwehrkommandant von Linz-Land, Helmut Födermayr, in einem Interview. Langsam sagen immer mehr hochrangige Mitglieder der Einsatzorganisationen öffentlich, was sie zuvor in privaten Gesprächen offen ausgesprochen haben: Die vier Minuten Zeitersparnis sind eine Schimäre, verbessert hat sich gegenüber dem Pannenstreifen gar nichts.
Auch in Deutschland klappt es seit dem Start 2012 nicht: „Jeder Zweite weiß nicht, wie die Rettungsgasse funktioniert“, titelte am gestrigen Mittwoch die Westdeutsche Allgemeine. „Keine Rettungsgasse: Bundesverkehrsminister Dobrindt will höhere Strafen“, heißt es bei retter.tv. Oder ebenfalls von Mittwoch, passiert bei Regensburg: „Lastwagen zieht in Rettungsgasse und kracht gegen Rettungswagen.“
Dass in Österreich die Rettungsgasse kaum funktioniert, prophezeite ein ministeriumsinternes Papier schon acht Jahre vor deren Einführung. Sie wurde als „sehr gefährliche Situation“ „nicht sinnvoll“beschrieben.
„kann nicht nachvollziehbar behauptet werden, dass sie gegenüber der geltenden Rechtslage eine Verbesserung bringen würde“, schrieb die zuständige Abteilung im Verkehrsministerium. Der ARBÖ hatte im Vorfeld seine Pannenfahrer befragt, ob sie jemals am Pannenstreifen behindert wurden: „Es gab keine einzige Meldung, dass es da ein Problem gab“, sagt eine damalige ARBÖ-Führungskraft.
Die vier Minuten
Dennoch wurde bereits vor der Einberufung einer Expertenkommission eine millionenteure Werbekampagne in die Wege geleitet. Mehrere Mitglieder des Gremiums sprachen von „starkem politischen Druck“für die Einführung und dass dies „eine ausgemachte Sache“war. Ein Beamter, der gegen die Maßnahmewar, war ab der zweiten Sitzung plötzlich nicht mehr dabei. Im Verkehrsministerium rechtfertigte man sich später, dass ein Papier der Asfinag die vier Minuten Zeitersparnis belegt habe. Tatsächlich war dies eine Behauptung des Roten Kreuz, die aus angeblichen Plaudereien mit deutschen Kollegen stammte, wie der KURIER aufdeckte.
Der Rechnungshof sah im Endeffekt hohe Kosten bei keinem Nutzen. Die Grüne Gabriela Moser bezeichnete die Rettungsgasse als „HonorarProduktionsmaschine für parteinahe Agenturen“.
Als Fazit nach gut fünf Jahren bleibt übrig: Eine Rettung für die Rettungsgasse scheint nicht mehr möglich.