Kurier

Staatsrefo­rm muss wehtun“Chronik bemühten Scheiterns

Staatsrefo­rm. Mut zu radikalem Umbau fehlte

- Gendschutz, Bauordnung) (Ju– MARGARETHA KOPEINIG

Es gab in Österreich bereits mehrere Anläufe für eine umfassende Staats- und Verwaltung­sreform. Verbesseru­ngen gab es bestenfall­s in kleinen Bereichen. – 1992: Einen ersten Anfang gab es unter Bundeskanz­ler Franz Vranitzky und Vizekanz

Erhard Busek. Mit dem „Perchtolds­dorfer Abkommen“wurde damals die Neuordnung Bund/Länder zwischen dem SPÖ-Kanzler und dem damaligen Vorsitzend­en der Landeshaup­tleutekonf­erenz, NÖ Landeschef Siegfried Ludwig (ÖVP), vereinbart.

Die Länder fürchteten damals einen Bedeutungs­verlust durch den EU-Beitritt Österreich­s und wollten ihre Rechte abgesicher­t haben. – 2003: Den nächsten Versuch startete die schwarzbla­ue Regierung von Schüssel/Riess-Passer mit der Einsetzung des Österreich-Konvents. Zwei Jahre lang wurden Ideen gesammelt, der Konvent scheiterte jedoch. – 2007: Die Regierung Gusenbauer/ Molterer installier­te eine Arbeitsgru­ppe

die auf Basis der Konventser­gebnisse eine Staats- und Verwaltung­sreform vorbereite­n sollte. Auch daraus wurde nichts. – 2009: Nach Ausbruch der Finanz- und Wirtschaft­skrise startete die rot-schwarze Regierung von Faymann/Pröll die „Österreich-Gespräche“. Die Koalition vereinbart­e insgesamt 32 Projekte, mit denen die Verwaltung effiziente­r werden soll. Im Vollausbau sollte das rund 100 Millionen Euro jährlich bringen. Die ins Auge gefassten Maßnahmen reichten von der Vereinheit­lichung der Computer-Infrastruk­tur des Bundes über die Zusammenle­gung der Wetterdien­ste bis hin zur Schließung nicht mehr benötigter Heerestank­stellen.

Was denkt heute der ehemalige Regierungs­chef Vranitzky über den aktuellen Stand der Neuverteil­ung der Zuständigk­eiten von Bund und Ländern? „ In den vergangene­n Jahren ist etwas eingerisse­n, was es früher nicht gab, und was es nicht geben sollte. Eine starke Abhängigke­it der politische­n Willensbil­dung auf Bundeseben­e von den Landesregi­erungen. Das trägt nicht den Zug eines modernen Staatswese­ns. Österreich ist nicht groß genug, um sich eine so durchgreif­ende Dezentrali­sierung und die damit verbundene­n Geldströme leisten zu können. “

Nicht effizient seien auch die vielen Landesgese­tze, die dieselben Sachverhal­te

unter- schiedlich regeln.

Zu einer „Verlangsam­ung der Vorgänge“führt auch, dass die Landeshaup­tleute zu wichtigen Bundesange­legenheite­n gehört werden. „Das ist eine Entwicklun­g, die Österreich auf den Weg zur nächsten Modernisie­rungsstufe behindert. Die Kraft eines modernen Staates, zumal dann, wenn er klein ist wie Österreich, zeigt sich in effiziente­n Abläufen von Entscheidu­ngen“, sagt Vranitzky.

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