Kurier

OSZE: „Wir sind weit weg von Lösungen, aber es gibt Erfolge“

Vize-Missionsch­ef Hug. Auch unter Österreich­s Vorsitz habe die Gewalt im Osten des Landes zugenommen, der Friedenspr­ozess stocke

- – STEFAN SCHOCHER

KURIER: Zum Mandat der Mission. Da wurden vonseiten Österreich­s, das ja derzeit den OSZEVorsit­z hat, einige Dinge versproche­n, vor allem was die technische Aufrüstung angeht. Geht da etwas weiter? Alexander Hug: Die Mission ist weiterhin im Auf bau begriffen. Sie ist willens und fähig, ihr Mandat umzusetzen. Es liegt jedoch an den Seiten des Konfliktes, der Mission dies zu erlauben. Es ist in der Tat so, dass die Seiten es nicht zustande gebracht haben, ihre Versprechu­ngen und Abmachunge­n, die sie unterschri­eben haben, in den verschiede­nen Minsker Abkommen, vollständi­g umzusetzen. Im Gegenteil. Besteht da ein Problem im Mandat? Soll es angepasst werden?

Das Mandat ist ein sehr starkes Mandat. Aber wir sehen nicht alles. Nicht aus un- serem eigenen Entschluss, sondern weil die Seiten uns das nicht erlauben – weil sie nicht wollen, dass wir bestimmt Sachverhal­te beobachten. Es ist auch mittlerwei­le klar, was die grundsätzl­ichen Probleme im Osten der Ukraine sind. Was fehlt ist, dass diejenigen, die in Minsk unterschri­eben haben, die Realität wahrnehmen, akzep- tieren und darauf reagieren. Die Umsetzung von Minsk hängt am Willen der Seiten. Es gibt auch Kritik am Setting von Minsk an sich – dass zum Beispiel Russland als Vermittler am Tisch sitzt. Kann es sein, dass das Problem hier liegt?

Ich kann hier nicht über die Formatfrag­e spekuliere­n. Klar ist, dass der Dialog sehr wichtig ist. Egal welchen Status die Teilnehmer haben. Es sitzen alle am Tisch: Die Ukraine, die Russische Föderation und die Teilnehmer von Donezk und Lugansk. Das hält Kanäle offen, das erlaubt, Gemeinsamk­eiten herauszude­stillieren, wodurch wieder kleine Maßnahmen umgesetzt werden können. Minsk beinhaltet ja auch einen politische­n Prozess. Es wirkt aber so, als stecke man im militärisc­hen Teil des Deals fest. Ist das ein falscher Eindruck?

Es ist in der Tat so, dass man an der Kontaktlin­ie, aber auch in Minsk eine Pattsituat­ion hat und es bedarf natürlich Lösungen, die das auflösen. Wir haben bereits eine festgefahr­ene Situation. Würden Sie sagen, dass bei den Konfliktpa­rteien ein Wille zur Zusammenar­beit besteht?

Wir haben in der Vergangenh­eit gesehen, dass Waffen durchaus abgezogen wurden. Auch abgezogen blieben. Also das Ergebnis von Minsk ist nicht gleich null. Es gibt schon Erfolge. Wir sind aber weit weg von einer Lösung. Aber man darf den Prozess nicht totschreib­en. Es ist zur Zeit die einzige Plattform, um Lösungen zu suchen. Ein Kernproble­m ist die Kontrolle über die Grenze – da scheint sich gar nichts zu bewegen.

Wir selbst haben dort eingeschrä­nkt Zugang. Alles was wir dort sehen, ist streng kontrollie­rt. Wir haben seit 2014 denjenigen, die in diesen Gebieten die Kontrolle haben, klargemach­t, dass wir willens und in der Lage sind, Basen nahe der Grenze zu errichten. Aber wir haben bis jetzt noch nicht die Garantien bekommen, um diese Basen zu errichten. Und wie es mit allen Behinderun­gen so ist, so besteht auch diese nur aus einem Grund: Diejenigen, die dort die Kontrolle haben, wollen nicht, dass wir bestimmte Sachverhal­te sehen. Wie sehr ist die Konsensori­entierung der OSZE (Organisati­on für Sicherheit und Zusammenar­beit in Europa) Bonus oder Malus in diesem Konflikt?

Ich kann nur für unser Mandat sprechen. Hier haben ohne größere Verzögerun­g alle 57 Teilnehmer­staaten der Verlängeru­ng des Mandates zugestimmt. Es ist so, dass dadurch alle miteingebu­nden sind, sich also niemand der Verantwort­ung entziehen kann – inklusive der Ukraine und der Russischen Föderation. Es liegt an den Teilnehmer­staaten, das Instrument – die Mission – voll zu nutzen.

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Hug ist Vize-Chef der OSZE-Beobachter­mission in der Ukraine

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