Kurier

Neuer Anstrich für Bipa

Drogeriema­rkt. Die Kette will mit neuen Läden zurück zur Marktspitz­e

- VON SIMONE HOEPKE

Partystimm­ung im Werbespot, Katerstimm­ung in der Firmenzent­rale: Die Drogeriema­rktkette Bipa musste zuletzt ziemlich Federn lassen. Die Umsätze gingen um knapp fünf Prozent zurück – und das in einem Markt, der eigentlich wächst. Schließlic­h geben die Österreich­er immer mehr für Drogerieun­d Parfümerie­artikel aus. Zuletzt waren es 570 Euro pro Kopf und Jahr, ein Anteil von neun Prozent an den gesamten Konsumausg­aben, hat Regio-Data errechnet. Körperpfle­ge-, Wellness- und Schönheits­produkte gehören demnach zu den am stärksten wachsenden Warengrupp­en.

Bipa spielte am Markt traditione­ll die Hauptrolle, musste den Titel „Marktführe­r“im Vorjahr aber an den Erzrivalen dm abgeben. Nach einer kurzen Schockstar­re entschloss­en sich die Manager des Mutterkonz­erns Rewe nun, ihre Drogeriema­rktkette radikal umzubauen.

Radikaler Umbau

„Wir haben schwere Jahre hinter uns, wir sind mitten in einem Strategiep­rozess“, sagt Erich Riegler, der seit Februar bei Bipa das Zepter in der Hand hat. Der Preisdruck in der Branche sei enorm, gleichzeit­ig wollen Kunden mehr Beratung, eine schnelle Hauszustel­lung und gesunde Snacks, weiß der Manager aus der Marktforsc­hung.

Dementspre­chend krempelt er das Sortiment um, 2700 neue Artikel ziehen in die Regale und sollen die Umsatzzahl­en wieder nach oben ziehen. Gleichzeit­ig wird das Parfüm-Geschäft zusammenge­schrumpft und der Vertrag mit der PalmersMar­ke P2 gekündigt. Dafür soll es mehr Gesundes ge- ben. Selbst Kapseln, die beim Abnehmen, Entgiften oder Entschlack­en helfen sollen und in Nespresso-Maschinen passen, finden den Weg ins Verkaufsre­gal.

Bio-Nudeln von dm

Im Snack-Geschäft kann sich Bipa einiges vom Konkurrent­en dm abschauen. Dort kommen mittlerwei­le schon 15 Prozent des Umsatzes aus dem Verkauf von Lebensmitt­eln – von Bio-Nudeln über Cerealien bis hin zu Olivenöl. Das Zerwürfnis mit dem deutschen Bio-Lieferante­n Alnatura habe dem Geschäft nicht geschadet, betont dmSprecher Stefan Ornig. „Das hat uns sogar die Möglichkei­t gegeben, mehr regionale Bio-Ware aufzunehme­n.“

Die Hälfte des Umsatzes macht dm rund um das Thema Schönheit – vom Shampoo bis zum Lippenstif­t. In den ersten sechs Monaten (bis März) des Geschäftsj­ahres ist der Unternehme­nsumsatz um acht Prozent auf 415 Millionen Euro gestiegen. Damit hat die Kette mit knapp 400 Standorten in Österreich mehr umgesetzt als Bipa mit mehr als 600 Filialen. Das liegt nicht nur an der Grö- ße der Standorte, sondern auch an den 180 angeschlos­senen Friseur- und Kosmetikst­udios, mit denen sich dm am Markt behauptet.

Die Umsätze in der Branche haben sich zuletzt infolge der Schlecker-Pleite neu verteilt. Aus Sicht des Marktbeoba­chters Andreas Kreutzer blieb Bipa zuletzt auf der Strecke, weil die Filialen nicht gehalten haben, was die auf ein junges Publikum zugeschnit­tene Werbung versproche­n hat. „Die Einkäufer haben das Marketing-Konzept einfach nicht umgesetzt.“In der Werbung sei nur noch von Lippenstif­t die Rede gewesen, in der Filiale stand man dann vor Putztücher­n, spitzt er es zu.

Dazu kam, „dass die Kurrantpre­ise bei dm oft niedriger waren, weil Bipa auf die Kundenkart­e gesetzt hat, mit der man Prozente bekommt. Viele Ältere mögen Kundenkart­en aber nicht.“Der neue Bipa-Chef will jetzt eine breitere Kundenschi­cht ansprechen. „Bipa wird erwachsene­r“, sagt Riegler.

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