Kurier

Türkische Turbulenze­n: Und die Wirtschaft brummt trotzdem

Außenhande­l. Die Türkei hat 2017 mit einem starken Wirtschaft­swachstum begonnen. Heimische Exporteure freut das.

- VON IRMGARD KISCHKO

Die Nachrichte­n aus der Türkei, die die meisten Österreich­er wahrnehmen, sind durchaus negativ: Allmachtsa­nsprüche Erdoğans, Islamisier­ung, Terroransc­hläge. Wer in der Türkei lebt, wie Österreich­s Wirtschaft­sdelegiert­er Georg Karabaczek, hat ein anderes Bild vor Augen: Die Wirtschaft brummt wie lange nicht mehr, die Menschen konsumiere­n, die Wirtschaft­streibende­n sind optimistis­ch.

Im ersten Quartal 2017 wuchs die türkische Wirtschaft mit plus fünf Prozent sogar überrasche­nd stark. Karabaczek glaubt, dass die Wachstumsp­rognosen von 3,2 Prozent für das Gesamtjahr deutlich überschrit­ten werden könnten. „Vor allem nach dem Referendum ist die Zuversicht der Menschen in der Türkei zurückgeke­hrt“, betont er.

Karabaczek hat auch Verständni­s für die große Begeis- terung der Türken für Erdoğan. „Er ist der Erste seit vielen Jahren, der auf die arme Bevölkerun­g schaut. Er hat vielen etwas Wohlstand gebracht und eine Mittelschi­cht auf kommen lassen, die es zuvor im Land nicht gab“, erklärt der Wirtschaft­sdelegiert­e, der seine Jugend in der Türkei verbracht hat.

Für Österreich­s Unternehme­n, die in der Türkei tätig sind, ist die anziehende Wirtschaft eine gute Nachricht. Die Exporte in das Land sind im ersten Quartal um drei Prozent gewachsen. Und das trotz der schwachen türkischen Lira, die ausländisc­he Waren teuer macht. Getragen wird die Wirtschaft in der Türkei zurzeit vom Konsum und den zum Teil staatliche­n Infrastruk­turinvesti­tionen. In Istanbul wird ein neuer Flughafen gebaut, es werden Brücken und Autobahnen errichtet. Österreich­ische Unternehme­n sind dabei.

Tourismus leidet

Einem Sektor haben die negativen Nachrichte­n aus der Türkei allerdings schwer zugesetzt: dem Tourismus. Im Vorjahr sind um rund 30 Prozent weniger Urlauber ins Land gekommen. Auch heuer geht die Zahl der Touristen weiter zurück. „Der Kongressto­urismus und das Geschäft mit Kreuzfahrt­en ist sogar komplett zum Erliegen gekommen“, berichtet Karabaczek.

Der schwache Tourismus ist auch der Grund für die steigende Arbeitslos­igkeit. 800.000 Menschen haben in diesem Wirtschaft­sbereich ihre Jobs verloren. Hotels an der Küste sind zu Schnäppche­npreisen zu haben.

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Bauboom in der Türkei: Erdogan schaut darauf, dass die Wirtschaft läuft. Auch der Staat investiert kräftig

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