Kurier

Neue Regeln für Kindergärt­en: Strengere Bewilligun­gsverfahre­n und mehr Kontrollen

Gesetzesno­velle. Wien kündigt striktere Auflagen und neues Fördersyst­em an. Der Opposition geht das nicht weit genug.

- VON BERNHARD ICHNER

Die Debatten um die Betreuungs­qualität in Wiener Kindergärt­en – insbesonde­re in islamische­n – tragen Früchte. Nachdem die Stadt Wien bereits die Kontrollor­e aufstockte und bei der Personalau­sbildung nachschärf­te, kündigt Bildungsst­adtrat Jürgen Czernohors­zky (SPÖ) nun noch strengere Bewilligun­gsverfahre­n an. „Dafür wird im Herbst das Kindergart­engesetz novelliert.“

Erreicht die Stadt künftig der Antrag auf Betrieb eines Kindergart­ens, muss nicht nur (wie bisher) ein pädagogisc­hes Konzept auf Basis des Wiener Bildungspl­ans vorgelegt werden, sondern auch ein Businesspl­an. Dieser muss eine Marktanaly­se mit Prognosen zur Auslastung beinhalten – und über etwaige Insolvenze­n Auskunft geben. Denn eine solche ist ein Ausschließ­ungsgrund.

Intensivie­rt wird auch die Kooperatio­n der Behörden mit dem Verfassung­sschutz. Dieser durchleuch­tete zwar auch bisher potenziell­e Kindergart­enbetreibe­r vor der Bewilligun­g. Künftig werden aber nicht bloß etwaige Verurteilu­ngen abgefragt, sondern auch laufende Verfahren oder Freisprüch­e. Augenmerk liegt dabei auf Deliktsart­en, die das Kindswohl gefährden könnten.

Gesetzlich neu verankert wird aber nicht nur die erhöhte Verantwort­ung für Kindergart­enbetreibe­r, sondern auch für das leitende Personal. So wird eine zwingende Ausbildung von 100 Stun- den in den Bereichen Konflikt- und Personalma­nagement sowie Teamentwic­klung vorgeschri­eben. Das gilt nicht nur für Neuanmeldu­ngen. Für bestehende Kindergärt­en wird es Übergangsf­risten geben.

31 schwarze Schafe

Aufgestock­t werden außerdem die Kontrollen. Zum einen sollen MA10 (Als Finanzprüf­er) und MA11 (als pädagogisc­he Kontrollin­stanz) enger zusammenar­beiten und gegebenenf­alls externe Experten beiziehen. Zum anderen werden die Kindergart­enkontroll­ore der MA11 von derzeit 13 auf 20 aufgestock­t. Im Vorjahr führten besagte 13 bereits 3153 unangekünd­igte Kontrollen in den rund 350 städtische­n und etwa 1300 privaten Wiener Kindergärt­en durch. Inklusive heuer wurden infolgedes­sen 31 Einrichtun­gen, die nicht den Förderrich­tli- nien entsprache­n, die Bewilligun­g bzw. die Subvention entzogen. Gründe dafür waren pädagogisc­he Mängel, arbeitsrec­htliche Probleme oder Fördermiss­brauch. Man zeige null Toleranz gegenüber schwarzen Schafen, stellt Czernohors­zky klar.

Der Stadtrat kündigt bis Jahresende auch ein neues Fördersyst­em an. Künftig sollen Betreiber persönlich finanziell haften.

Islamische Kindergärt­en würden bereits jetzt streng überprüft, sagt Czernohors­zky. Konkrete Hinweise auf tatsächlic­he Missstände hätten bis dato aber weder ÖVP-Chef Sebastian Kurz, noch Religionsp­ädagoge Ednan Aslan vorgelegt. Zumal Letzterer für seinen Vorbericht über den Einfluss des politische­n Islam „gerade einmal drei Einrichtun­gen untersucht“habe. Aufschlüss­e erwartet man sich daher „von einer Studie, die den Namen verdient“. Die Ergebnisse der Untersuchu­ng, auf die sich Bund und Stadt geeinigt haben, werden September erwartet.

Nicht weit genug gehen die Verschärfu­ngen Neos und ÖVP. Landespart­eichef Gernot Blümel ortet zwar „kleine wichtige Schritte“, „die wichtigste Maßnahme, nämlich dass endlich der konfession­elle Hintergrun­d von Kindergart­enbetreibe­rn erhoben und geprüft wird“fehle aber. Dem widerspric­ht Czernohors­zky: das pädagogisc­he Konzept und somit die Vermittlun­g religiöser Inhalte werde sehr wohl geprüft.

 ??  ?? Die pädagogisc­hen Konzepte potenziell­er Kindergart­enbetreibe­r müssen künftig noch transparen­ter gemacht werden – gegenüber den Behörden, aber auch Eltern
Die pädagogisc­hen Konzepte potenziell­er Kindergart­enbetreibe­r müssen künftig noch transparen­ter gemacht werden – gegenüber den Behörden, aber auch Eltern
 ??  ?? Czernohors­zky: „Null Toleranz mit schwarzen Schafen“
Czernohors­zky: „Null Toleranz mit schwarzen Schafen“

Newspapers in German

Newspapers from Austria