Eine heilbare neurologische Erkrankung
Antibiotika-Therapie. Auch in fortgeschrittenem Stadium sehr gute Behandlungsmöglichkeiten
Die FSME-Impfung kann die gefährliche Gehirnhautentzündung nach einem Zeckenstich verhindern – aber nicht die Neuroborreliose. Von dieser spricht man dann, wenn eine Infektion mit Borrelien – spiralförmigen Bakterien – nicht frühzeitig erkannt wird und bereits neurologische Symptome verursacht. „Viele Patienten machen eine Odyssee von Arzt zu Arzt durch“, sagt Prim. Univ.-Prof. Wolf Müllbacher vom Göttlichen Heiland. Zecken sind die einzige bekannte Infektionsquelle.
Die typische Hautrötung tritt bei 80 bis 90 Prozent der Infizierten auf – „aber am Rücken zum Beispiel wird sie oft übersehen“. In vielen Fällen wird der Körper selbst mit der Infektion fertig – „aber fünf bis zehn Prozent der Infizierten entwickeln Wochen bis Monate nach dem Zeckenstich als Folge der Infektion eine Neuroborreliose. Eine Blutuntersuchung alleine reicht zur Bestätigung nicht aus. „Nur eine Untersuchung von Rückenmarksflüssigkeit zeigt eindeutig, ob eine Infektion vorliegt.“
Neuroborreliose ist eine der wenigen neurologischen Erkrankungen, die heilbar ist, betont Müllbacher. Mit Antibiotikainfusionen ist eine praktisch hundertprozentige Heilung möglich. Auch die Hautrötung im Stadium 1 muss mit Antibiotika behandelt werden.
Aktiv auch am Abend
Die derzeitige Trockenheit und Hitze mögen Zecken nicht so gern: Klettern sie auf Grashalme und Sträucher und müssen dort lange auf einen Wirt warten, besteht die Gefahr des Austrocknens. „Jüngere Untersuchungen geben Hinweise darauf, dass die Zeckenaktivität am Abend steigt“, sagt der Parasitologe Georg Duscher von der Veterinärmedizinischen Uni Wien. „Das heißt nicht, dass sie untertags nicht aktiv sind – ich war selbst diese Woche an einem Vormittag in einer Wiese und hatte nachher einen Stich. Aber man sollte eben auch am Abend an Zecken denken und den Körper genau auf Zecken absuchen, wenn man am Abend im Freien unterwegs war.“